Donnerstag, 31. Dezember 2009

Guten Rutsch!

Eigentlich hätte gestern schon Sylvester sein können, mit den vollen Kneipen, den Schneeballschlachten auf den Straßen, den neu angekommenen Berlin-Besuchern mit ihren Iso-Matten an den Rucksäcken, und überhaupt der munteren, aber entspannten Stimmung in der abendlichen Stadt.
Ich wünsche Euch allen einen mindestens genauso schönen Abend heute, Guten Rutsch und viel Glück im Neuen Jahr!

Mittwoch, 30. Dezember 2009

zwölf Tage


Es gibt allerhand Dinge, die man laut Aberglauben zwischen dem 25.12. und dem 6.1. tun oder lassen soll.
Wäsche waschen zum Beispiel: Lassen.
Kokolores?
Wahrscheinlich.
Meine Mutter hat's versucht: Waschmaschine kaputt.
Ist aber noch Garantie drauf, und der Händler hat sich der Sache schon angenommen.

Montag, 28. Dezember 2009

Familie in kleinen Dosen


Geschichten aus dem Morgenland, Familientreffen, gute Vorsätze, es kommt vieles zusammen in dieser Zeit des Jahreswechsels.
In einer Vitrine des Museums der Dinge/Werkbundarchiv versammelten sich zum Fest einige illustre Verwandte und Bekannte, die auf diesen Seiten im Oktober und November eine Rolle gespielt haben. Drei Zigarettenmarken und die Königin von Saba: Oben links Senoussi, oben Mitte Gelbe Sorte, oben rechts Garbáty/Königin von Saba, unten Mitte Ova.

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Schöne Weihnachten!



Viele Grüße, wo auch immer Ihr das Lichterfest feiert.
Ich werde in Spandau die Weihnachtsgans genießen und nachsehen, ob da immernoch der Häuserkampf in punkto Festbeleuchtung tobt.

Mittwoch, 23. Dezember 2009

klimagerechtes Bauen in Holz



Produktesein empfiehlt:

Grenzgänger aus Holz,
Dokumentation zur 12. Fachtagung Holzbau Berlin und Brandenburg.

Mein Freund Dr. Khaled Saleh Pascha arbeitet an der TU Berlin, Fachgebiet für konstruktives Entwerfen und klimagerechtes Bauen, und hat einen nicht unerheblichen Beitrag zu der schönen Dokumentation geleistet, die jetzt als Buch käuflich zu erwerben ist.
Für alle empfehlenswert, die sich für den innovativen Einsatz des traditionellen Werkstoffs Holz und für Architektur (auch von Achterbahnen) interessieren.

"Schwerpunkte waren u. A. Holzarchitektur und Holzbauten in geografischen Extrema, Hydride Formen und Strukturen aus Holz, Innovationen in der Holzbeschichtung, Weitgespannte Holzkonstruktionen, Hohe Gebäude aus Holz und die Überwindung bekannter Limits, Anforderungen an den Entwurf und der Konstruktion von Holzachterbahnen."

Im Buchhandel ist das Opus schwer zu kriegen. Deshalb hier, auch für weitere Information, ein Link.

Dienstag, 22. Dezember 2009

Regen auf Schnee



Nicht das schönste Weihnachtswetter. Aber das kann sich rechtzeitig ändern.
Sonntag früh herrschte jedenfalls noch Puderzucker-Winteridylle am zugefrorenen Kanal. Beim Laufen dachte ich an den famosen Schlitten meiner Lieblingskundin, und ob die Schneedecke unter den Kufen schon dick genug wäre. Auf den winzigen Pisten im Görlitzer Park hatten am Sonnabend ein paar unverdrossene Rodler ihr Glück versucht, obwohl dunkle Grasbüschel durch das Weiß schimmerten.
Regen, Schnee oder Eis, meine Laufschuhe sind wie für den Winter gemacht. Wofür allerdings die kleine Tasche aus Netzgewebe auf der Zunge gemacht sein soll?

Sonntag, 20. Dezember 2009

Die Spur des Spaniels/Klima und Nahverkehr

Dass Hunde und Autos die Lebensqualität in Städten nicht verbessern, ist bekannt. Dass aber bereits ein mittelroßer Hund wie Spaniel oder Beagle pro Jahr den ökologischen Fußabdruck von zwei SUVs haben soll, klingt erstaunlich. Liegt an seiner fleischlastigen Ernährung.
Mit einigen anderen Rechenexempeln wird das sehr anschaulich in der Süddeutschen vom Wochenende erläutert. Der Artikel ist hier zu finden, kostet aber zwei Euro. Am besten schnell noch den Köter zum Kiosk schicken. Übrigens befindet sich auf der Internetseite direkt neben dem Artikelhinweis Werbung für Hunde- und Katzenfutter.

Ein kostenloser Artikel im Tagesspiegel vom 6.12. behandelt die erschreckende Rückständigkeit deutscher Städte in Sachen umweltfreundlicher Nahverkehr. Dabei gibt es schon viele praktische Beispiele aus anderen Städten. Unbedingt lesen!

Freitag, 18. Dezember 2009

Schnee 2

Gestern, statt vor zwei Wochen, hätte gerne auch mein Geburtstag sein können. Hatte erstens frei, und zweitens fiel Schnee.
Old Rilke wurde an einem 4.12. geboren. Das nenne ich gute Gesellschaft, auch wenn bei seinem Namen viele gähnen müssen. Die Schule ist schuld.
Vor kurzem kamen mir einige noch ungeschliffene Gedichtsplitter junger Talente unter. Da muss jetzt mal ein Hochkaräter her. Das folgende Werk ist eine Schlittenfahrt, und die Jungs in den tragenden Rollen zeigen dem Weihnachtsmann nach allen Regeln der Kunst die Rücklichter. Bahn frei für Rainer Maria Rilke:

Der Knabe

Ich möchte einer werden so wie die,
die durch die Nacht mit wilden Pferden fahren,
mit Fackeln, die gleich aufgegangnen Haaren
in ihres Jagens großem Winde wehn.
Vorn möcht ich stehen wie in einem Kahne,
groß und wie eine Fahne aufgerollt.
Dunkel, aber mit einem Helm von Gold,
der unruhig glänzt. Und hinter mir gereiht
zehn Männer aus derselben Dunkelheit
mit Helmen, die, wie meiner, unstät sind,
bald klar wie Glas, bald dunkel, alt und blind.
Und einer steht bei mir und bläst uns Raum
mit der Trompete, welche blitzt und schreit,
und bläst uns eine schwarze Einsamkeit,
durch die wir rasen wie ein rascher Traum:
Die Häuser fallen hinter uns ins Knie,
die Gassen biegen sich uns schief entgegen,
die Plätze weichen aus: wir fassen sie,
und unsre Rosse rauschen wie ein Regen.

aus: Lektüre zwischen den Jahren - im Suchen lebt der Mensch, Frankfurt 2002

Sonntag, 13. Dezember 2009

Böse Dinge/Werkbundarchiv


Das Werkbundarchiv stellt zur Zeit "Böse Dinge" auf seiner Fläche für Wechselausstellungen aus.
Der Museumsdirektor Gustav E. Pazaurek eröffnete 1909 im Stuttgarter Landesgewerbemuseum seine 'Abteilung der Geschmacksverirrungen'. "Er entwickelte dafür eine komplexe Systematik zur Einordnung von Gestaltungsfehlern aller Art, um sie am Gegenstand selbst zu entlarven." (Text Werkbund Homepage, siehe Link)
Vor hundert Jahren wurde also ein erstes Grundgesetz als Handlungsrahmen der Formpolizei manifestiert. Für Ritter des Designs ist der gute Pazaurek tatsächlich immernoch aktuell. Davon kann man sich anhand der übersichtlichen Systematik in der Ausstellung überzeugen.
Die Ausstellungsmacher erstellen für die heutige Zeit eine andere Systematik, die aber nach meiner Meinung zu einäugig von dem ausgeht, was ist, und nicht von dem, was sein sollte, wie es Pazaurek tat. Ein aktuelles Phänomen: Keine eigene Haltung.
An einem großen Sammeltisch können Besucher Gegenstände zurücklassen, die ihrer Meinung nach Sünden sind. Dort habe ich meinen alten Kumpel Skarabäus-Stiefelknecht gleich zweimal gefunden (Foto). Die Hauptbegründung für das Designverbrechen des bunten bestand darin, das er aus Düsseldorf stammt. Dort liegt sicherlich nicht die Wiege des guten Geschmacks, auch nicht mehr des Fußballs, des Eishockeys und der guten Musik. Aber das reicht nicht für eine Verurteilung. Da muss man drüber stehen. Die Farbgebung fällt schon eher unter die Delikte.

Samstag, 12. Dezember 2009

Anonyme Zeichner Eröffnung


Immer wieder schön, so viele unterschiedliche Zeichnungen an einem Ort zu sehen und zu raten, was von einem Zeichner sein könnte, den man kennt. 700 von 1600 eingesendeten Blättern hängen in mehreren Räumen an den diesmal farbigen Wänden.
Es war sehr voll, ziemlich warm, und ich hatte das Gefühl, der Laden brummt.

Stiefel zurück


Mit viel Glück kurz nach Feierabend des Schumachers freundliche Frau, schon in Hut und Mantel, noch im Laden angetroffen. Und meine Schuhe mit neuen Absätzen wieder zurück. Der Meister ist auf dem Wege der Besserung.

Freitag, 11. Dezember 2009

Heute

wie gesagt, Anonyme Zeichener, 19 Uhr Bethanien.

Dienstag, 8. Dezember 2009

Neurotitan

Foto: Treppenhaus zu Shop und Galerie Neurotitan , Berlin © Harri Brill 2011

Ein monotoner aber feiner Beat von echtem Schlagzeug beschallt den verborgenen Shop Neurotitan, gemischt mit Fetzen von Melodien und den leisen Geräuschen, die meine Schuhe alle paar Minuten auf den verwitterten Bodenbrettern machen, wenn ich mich einen halben Meter weiter bewege. So könnte die Essenz von Portishead klingen.Duftnote: Bedrucktes Papier.
Nach einer Viertelstunde Stöbern habe ich kaum die Spitze des Bücherbergs in Augenschein genommen. Die Musik hat zwei verschiedene Quellen, wird mir jetzt klar: Die Anlage im Verkaufsraum und das Schlagzeug aus den anschließenden Ausstellungsgemächern.Der Laden ist verwunschen, man findet erst schwer hinein und möchte dann nicht mehr hinaus.Da ich nichts brauche, aber vieles haben möchte, kommt ein ablenkender Gang durch die Ausstellung gelegen. Hier steht das Schlagzeug, von elektronischen und mechanischen Geisterhänden gespielt. Die meisten anderen Werke sind ebenso verspielt, erzählerisch und direkt, aber immer dem Betrachter zugetan, was ich sehr schätze.
Wieder an der Kasse des Ladens, drängt sich ein Ding auf: Handliches Buch, in schwarzes Leinen gebunden, auch von innen schön und praktisch, mehrere Faden-Lesezeichen, dezenter Titel in Goldprägung, abgerundete Ecken an der Schnittseite. „The Beat Goes On”. Genau mein Kalender für 2010.


Sonntag, 6. Dezember 2009

Stiefel raus!


Heute, am Nikolaustag, hätte ich gerne meine neuen Schuhe rausgestellt. Doch die sind noch beim Schuster in der Danziger Straße. Die Absätze vom Hersteller waren nach zwei Wochen schon hinüber.
Als ich die Treter am Donnerstag abholen wollte, fand ich ein Schild an der Tür: "Wegen plötzlicher Erkrankung auf unbestimmte Zeit geschlossen."
Mit den Schustern ist das so eine Sache. Man findet nicht an jeder Ecke einen guten, der korrekte Preise macht. Wenn ich Kunde bei dem abgebildeten Laden mit den großen Schaufenstern in der Hauptstraße wäre, könnte ich meine Schuhe vielleicht wenigstens mal sehen.
Ich hoffe natürlich das Beste für Meister Haring und wünsche von hier aus gute Besserung. Aber was passiert eigentlich mit den Schuhen von Kunden, wenn ein Schuster plötzlich das Zeitliche segnet?

Freitag, 4. Dezember 2009

Böhmisches Dorf


Vor dem Zelt des THW (Technisches Hilfswerk) versammelt sich ein Trupp Petroleumleuchten. Wie jedes Jahr sind sie ein wichtiger Teil der besonderen Stimmung auf dem Rixdorfer Weihnachtsmarkt, die einzige Lichtquelle der Stände. Diese Starklichtlampen funktionieren nicht mit einem Docht wie die bekannten Wald- und Wiesengeräte, die früher auch als Baustellenlampen dienten, sondern eher wie Gaslaternen. Mithilfe von Druckluft wird das Petroleum in einen Vergaser gedrückt und dort verdampft.
Laut der Kollegen vom THW hält eine Tankfüllung für ca. sechs Stunden, erstaunlich lange, bei dieser Lichtstärke.

Eine weitere Besonderheit des Marktes ist die karitative Zielsetzung aller Stände. Interessant und manchmal schon kurios, was es alles für wohltätige Verbände gibt.
Hauptattraktion ist jedoch das Böhmische Dorf mitten in Neukölln.
Musik dazu von der großen Bühne: Big Band der Albert-Einstein-Schule spielt Swing

Dienstag, 1. Dezember 2009

station to station


Man sieht sich immer zweimal, heißt es. Den S-Bahnhof Wannsee habe ich schon öfter gesehen. Bei ein paar Semestern Rudern in der Schulzeit zum Beispiel.
Aber endlich besitze ich eines meiner liebsten Bücher wieder, den Architekturführer Berlin. Schöne, sparsame Buchgestaltung und unschätzbarer Inhalt. Auf dem Flohmarkt geschossen.
Vor ein paar Monaten machte ich dieses Foto der Eingangshalle, Untersicht von der Treppe aus.
"Die nüchtern gestaltetet Eingangshalle wird durch erhabene Wandpfeiler bestimmt, die sich dynamisch zum Boden hin verjüngen.", sagt Architekturführer Berlin, Berlin 1994. Manchmal sind sie direkt liebenswert, die spröden Architekten.

Montag, 30. November 2009

Zum zehnten Mal: Anonyme Zeichner

Am Freitag, 11.12. um 19:00 eröffnen die Anonymen Zeichner im Bethanien. Die interessanteste Ausstellung von Flachware überhaupt. Alle hin!

Samstag, 28. November 2009

"rückwärts"


ist eine dominante Geschmacksnote unserer Epoche. Deshalb finden Autos aus den Siebzigern immer wieder junge Liebhaber.
Rückwärts bin ich auch die ersten Meter meines Lebens Auto gefahren. Nach vorne war kein Platz. In einem solchen Opel Commodere in Rot, mit dem gleichen vinylbespannten, schwarzen Dach. Das war damals ein verbreitetes Feature.
Obwohl der Wagen gegen viele heutige Entwürfe mit ihrer barocken Formüberladung und den bescheuert flatschigen Scheinwerfern geradezu straff und schön aussieht, zeichnet sich hier schon der designerische Untergang von Opel ab. Es fehlt die Konsequenz.
Der Commodere ist eine pseudo-sportliche Familienkutsche, mit oberflächlichen Zitaten aus der amerikanischen Autowelt versehen. Er hat etwas Elegantes, aber es ist die geliehene Eleganz eines Sportlehrers, die eine gewisse Biederkeit nicht übertünchen kann. Das war die Ära der Pony-Cars, als man versuchte, vom Nimbus des Ford Mustang zu profitieren. Sehr deutlich auch im Opel Manta manifestiert.

Mittwoch, 25. November 2009

Von Pontius zu Pilatus


Zu den Tieren in der Krippe gesellt sich nun ein Schwein mit Grippe.
Einige Betriebe geben Empfehlungen zum Händewaschen aus. Vor dem Zettel steht eine Flasche mit desinfizierendem Handwaschmittel bereit.

Sonntag, 22. November 2009

zuckersüß


Nächsten Sonntag ist schon der 1. Advent.
Foto: Konditorei in der Kollwitzstraße, 24.11.08.

Donnerstag, 19. November 2009

window-shopping


Schaufenster. Eine Grauzone der Gestaltung. Vor Weihnachten kommt wieder ihre große Zeit. Dachte früher oft, die Fenster von Optikern müsste man mal auf Vordermann bringen. Da hat sich inzwischen schon einiges getan.
Gibt aber immernoch Stiefkinder genug: Apotheken, Sanitätshäuser, oder die traurige Auslage von Elektro-Dreißig am Kottbusser Damm, dem letzten älteren Laden dort. Der braucht vor allem Taubenabwehr auf den Leuchtbuchstaben draußen, und drinnen ein paar neue Bretter und drei Töpfe Farbe - ein Lampenladen mit derart großen Fenstern dekoriert sich ansonsten eigentlich von selbst.
Hier haben wir ein sogenanntes Sanitätshaus in der Prenzlauer Allee. Will gar nicht viel mäkeln, nur weil ich über den hausgemachten Pfeil mit "Fußdruckmessung" gestolpert bin. Muss auch nicht alles glatt sein.
Der gute alte Künstler Moholy-Nagy war sich jedenfalls nicht zu schade, in den Dreißigern in London das eine oder andere Schaufenster zu gestalten.
Vor ein paar Stunden habe ich am Alex einen Blick auf die Playmobil-Deko in den Fenstern von Kaufhof geworfen, mit den stark vergrößerten Figuren. Der Dackel in diesem Maßstab hatte schon was.

Dienstag, 17. November 2009

Claudia mit Elektro-Grill


Herzlichen Glückwunsch an Claudia P. zum heutigen Geburtstag, der Seele der „besten WG Pforzheims“ und des Erdkreises, neben Andreas und dem damals abwesenden Björn, in dessen Zimmer ich während meines Praktikums wohnen konnte. Alles Designstudenten der FH.
An einem sonnigen Märztag machten wir mal eine schöne Fotosession auf dem Bahngelände, mit Elektro-Grill als Requisite. Dabei auch die Schwedin, deren Namen ich nicht mehr weiß, der wir aber das Rezept für „Jansons Versuchung“ verdanken.

Montag, 16. November 2009

Das Zeitalter der Dummheit

Leider etwas spät kommt hier ein Tipp:
Die Hochschule für Recht und Wirtschaft (HRW) veranstaltet morgen einen öffentlichen Themenabend zum Thema umweltpolitisch bewusstes Handeln.
Unter anderem wird der Film "The Age of Stupid" von Franny Armstrong aufgeführt. Wenn ich nicht irre, spielen Pete Postlethwaite mit und Radiohead den Titelsong des Films. Eintritt frei.
Info hier.

Sonntag, 15. November 2009

N wie Nofretete


Eine solche Schönheit sieht man nicht jeden Tag. Doch mit Nofretete ging es Schlag auf Schlag. Erst hatte ich das Vergnügen im Neuen Museum, bevor mir ein paar Tage später der Hocker in die Hände fiel. Das Blechbild auf dem Bein ist nur ein Abklatsch des Originals und dient mit ziemlicher Sicherheit der Anbiederung an Liebhaber des Orient-Dekors, die sich fern des Nil-Deltas unter Pyramiden aus eklektizistischem Wohlstandsmüll begraben.
Ich bin dem Ding auf einem Flohmarkt genauso kopflos als Sentimental-Shopper anheim gefallen. Meine Großeltern hatten das gleiche Sitzgerät, unser Pferd oder Kamel damals.
Werde mir die eigenartige Bauweise mal genauer ansehen, und die Fährte des sogenannten ägyptischen Kamelhockers auf seinem Weg in deutsche Wohnzimmer aufnehmen.

Donnerstag, 12. November 2009

"Deins ist, was du siehst,

S-Bahn-Farben in Natur ©  Harri Brill 2010

wenn du die Augen zumachst."

S-Bahn-Farben in Umkehrung ©  Harri Brill 2010
Das Nachbild. Man sieht kurz die komplementäre Umkehrung eines Bildes, wenn man die Augen schließt. Dieses Interieur habe ich zur Zeit häufig im Blick. Auf der Heimreise vom Schienenfahrzeughersteller in Hennigsdorf. In der Business-Class der S-Bahn sind mir heute glatt die Augen zugefallen. Meins sind also ein Stück Waggon der Baureihe 481 in Flieder und Teltow-Stadt in Schwarz.

Dienstag, 10. November 2009

Adios Insel


Diese Touristenkarte und eine frisch gepflückte Avocado vom Baum neben der Tür unserer Ferienwohnung hatte ich im Koffer, als meine damalige Freundin S. und ich am 10.11.89 vom nagelneuen Flughafen auf La Palma, Kanaren, den Rückflug nach Berlin antraten. Auf den Sitzen lag für jeden Passagier der Tagesspiegel mit einer ungewöhnlich großen und dramatischen Überschrift: "Die Mauer ist weg".

Samstag, 7. November 2009

Bleistift 2


Härte 4, an der Tellerschleifmaschine flach angespitzt, à la Modellbauer. Mein erster Post im Januar handelte vom Bleistift. In einem Kommentar erwähnte ich diese Variante des Anspitzens.
Zweck:
Man reißt mit einer Reißnadel die gewünschte Kontur auf das Werkstück und zieht die Linie mit dem Bleistift nach. Mit dieser flachen, harten Spitze läuft der Stift genau in der Furche des Risses. Der ist durch die Graphitspur jetzt gut zu sehen, und man kann fast auf den Zehntelmillimeter genau die Kontur herausarbeiten.

Mittwoch, 4. November 2009

Typo

Typodinge © Harri Brill 2009

Auf der Startseite von Google bilden heute Wallace und Gromit den Schriftzug des Titels aus verschiedenen Gegenständen. Dinge, die wie Buchstaben aussehen und umgekehrt. Hier aus meiner Sammeldose ein paar kleine Stanzteile aus Blech.

Schnee

Heute Gast beim Betriebsausflug ins Neue Museum. Keine Kamera dabei, wegen leichteren Reisens und vermuteten Fotografierverbots. Tut auch mal gut, mit dem unbewaffneten Auge zu sehen. Das hat in dem Haus genug zu tun. Auch die Blicke aus dem Haus raus sind nicht ohne. Draußen Schneegestöber.
Danach ins Zeughaus-Café. Ebenfalls umgestaltet, zumindest in den letzten zehn Jahren. Vom kühlen, weißen Saal zum dunkleren Salon in Geschenkpapiermuster. Kollege Peter kann sich vorstellen, hier die Weihnachtsfeier zu begehen, weil das Interieur aussieht, wie Zimt riecht.

Montag, 2. November 2009

Wer freudig den Winter wittert,


kriegt hier ein paar Flöckchen E. Borchers dazu:

Auf der Suche
nach etwas Schönem wie Schnee
ging ich leer aus
bis es des Wegs zu schneien begann

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Wonderland

 © Kein Coverdesigner angegeben - Big Country 1984
Der vorletzte Beitrag mit dem Fotoautomaten bekam seinen Namen, weil das Gerät der Eingang zum Land hinter den Spiegeln sein könnte. Dachte an den Big Country-Song Wonderland als Untermalung. Das Cover der Maxi (von 1984) in auffallend ähnlichen Farben. Zufall hin oder her. Hier mal schnell ohne Retousche nach Scannen zusammengebraten. Das Bild erinnert mich auch an die Hefte mit verschiedenfarbigem Klebepapier, das auf der Rückseite wie Briefmarken beschichtet war: Gewünschte Formen ausschneiden oder -reißen, anfeuchten und als Collage aufkleben. In der Grundschule im Malunterricht benutzt. Big Country hatten oft schöne Cover für Ihre Scheiben. War auf zwei ihrer Konzerte Anfang der Achtziger und habe damals zwei von ihren LPs und diese Single hier rauf und runter gehört. Später ließen sie nach. Frontman Stewart Adamson wurde nach mehrmaligem Verschwinden am 16.12.01 erhängt in einem Hotelzimmer auf Hawaii gefunden. Als Link empfehle ich unbedingt die Live-Version von Wonderland, weil sie der Maxi-Verion sehr ähnlich ist in kraftvollem Sound und musikalischen Elementen. Außerdem trägt Old Stewart da wie meistens etwas in Schottenkaro, aber diesmal einen bemerkenswerten Anzug in hellem Türkis mit großem schwarzen Plaid-Muster.

Montag, 26. Oktober 2009

Ernte


Die Früchte der japanischen Zierquitte kommen aus Hennigsdorf. Auf dem großen Werksglände gibt es einen Strauch dieser Pflanze. Ein Maronenbaum steht da auch irgendwo. Die Leser des befreundeten Magazins Balkon & Garten haben davon schon ein Bild gesehen.
Die kleinen Quitten verströmen einen angenehmen Geruch, ein bisschen wie man sich frische Wäsche vorstellt. Die Gabel habe ich nur als Größenmaßstab dazu gelegt. Ich werde die beiden in einem Blumenkasten auf meinem Balkon einbuddeln und hoffen, dass im nächsten Jahr etwas daraus wächst.

Samstag, 24. Oktober 2009

Wunderland


Unwahrscheinlich, ein Fotoautomat. Eher Bühnenbild, Kunstwerk oder Geheimeingang. Nächstes Jahr brauche ich einen neuen Personalausweis.

Donnerstag, 22. Oktober 2009

blaue Wolken


Arme Nichtraucher. Schon wieder spielen Zigaretten hier eine wichtige Rolle. Aber dringender als vom Tabakrauch müssen wir Abschied vom Verbrennungsmotor und vom aktuellen Konzept des Individualautomobils nehmen. Das habe hier ich schon erwähnt. Wir mussten damals auch vom Faustkeil Abschied nehmen. An dieser Stelle aus Nostalgie noch ein besonders schönes Beispiel für historische Kraftfahrzeuge, der BMW 3.0 csi, gebaut von 1971-75.
Franz-Karl Maier fuhr genau so einen in Dunkelbau-metallic noch in den 80ern. Das war der Verleger des Tagesspiegels, bevor die Zeitung zu verschiedenen Unternehmensgruppen gehörte. Der distinguierte, hagere, alte Mann rauchte filterfreie Gelbe Sorte, flachovale Hardcore-Orient-Zigaretten, ebenfalls von Reemtsma produziert. Deswegen roch sein Büro immer nach Schwelbrand im Sofakissen.
Sein Alter und die Wahl seines Tabaks haben Maiers Schlag bei Frauen damals keinen Abbruch getan. Der BMW wahrscheinlich auch nicht.

Dienstag, 20. Oktober 2009

Blaue Stunde


Reval. Seit ca. 80 Jahren Öko-Zigarette aus deutscher Produktion. Keine Zusatzstoffe. Aufdrucke: "natur rein, natürlich ohne Filter". Bei der Variante mit Filter ist schon mehr beigemischt. Im kurzen Wikipedia-Beitrag sieht man auch, wie die Nikotin- und Kondensat-Werte seit 1976 gemindert wurden.
In der Dämmerung ändern die Farben der Packung ihren Charakter. Das Blau strahlt heller und das Orange wird dunkel und ernst.
Akustischer Garniervorschlag: Bob Marley - Natural Mystic

Sonntag, 18. Oktober 2009

Illustrative

Kunst von Polonsky - Elixier , Foto HB 209
Mal wieder eine Empfehlung: International Illustration Forum, in Villa Elisabeth und St. Elisabethkirche, Invalidenstraße 3, Berlin. 16. Oktober - 01. November 2009, täglich geöffnet von 11.00 - 20.00 Uhr. Hier die Präsentation von David Polonskys Serie "L'Elixier D'Amour".
Das in sich verbissene, schwebende Wolfspaar ist auch auf einem der Blätter abgebildet. Darunter steht der Text:
“Once, in a Russian steppe, I learnt a lesson in survival from two Wolves that had miraculously saved themselves from drowning in a marsh: sinking their teeth in each other’s necks. They remained wondrously suspended above the quagmire. Local villagers go on pilgrimage to the auspicious site to this day when celebrating their Silver Anniversaries.”

Freitag, 16. Oktober 2009

Tropfenfänger

Tülle Melitta-Kanne © Harri Brill 2009

braucht die perfekte Teekanne nicht. Ein längliches Loch am Ende der Tülle sorgt dafür, dass der letzte überhängende Tropfen nach dem Eingießen in die Kanne zurückgezogen wird.

Lieblingsfarben 2

Umkehrtests ©  Harri Brill 2009

Weil mich die Farben in diesem Bild sehr ansprechen, habe ich auch hier den brillschen Umkehrtest gemacht und nicht schlecht gestaunt, dass dabei nahezu die Palette des ersten Tests mit meiner Straßenkleidung herauskam.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Anonyme Zeichner, bekannte Maler


Morgen ist Einsendeschluss für die Anonymen Zeichner, die am 11. Dezember im Bethanien eröffnet werden. Sehr zu empfehlen. Sowohl Teilnahme, als auch Besuch der Ausstellung.
Das Foto oben zeigt ein Gemälde von Willi Baumeister, Kessana von 1955, hier gemalt von meinem Opa 1962. Das Format hat er etwas kleiner gewählt. Eine Signatur ist auch da, und zwar die meines Großvaters. So ist das wohl korrekt.

Montag, 12. Oktober 2009

Nachbarn


Dank meiner Nachbarn C. und B. konnte ich heute die Gas-Etagen-Heizung anschmeißen. War nur ein kleiner Handgriff nötig, auf den ich alleine nicht gekommen wäre, nach den letzten zehn Jahren mit überwiegend Ofen- und "Gamat"-Feuerung in der Wohnung. Totaler Luxus, diese Wärme.
Dank auch an meine Ex-Nachbarn aus der Stargarder Straße, Prenzlauer Berg, für die zwei CDs zum Mitnehmen im Treppenhaus, die ich Freitag abgestaubt habe. Waren zwar doch nicht ganz mein Geschmack, aber ein Song davon ist konsensfähig genug, um alle Nachbarn mal zu grüßen: Cat Power, The Greatest.
Auf youtube gibt es nichts dazu, was ich Euch per Link anbieten möchte. Filmszenen mit Norah Jones, oder ein seltsames Video aus kitschigen Stills.
Am Song gefallen mir Text und Gesang ganz gut, besonders aber das Schlagzeug und der gehauchte Chor.

Samstag, 10. Oktober 2009

Das Warten


und die gute Laune gehen ebenfalls oft verschiedene Wege. Aber nicht immer. Ein großes Spektrum liegt zwischen warten wollen und warten müssen.
Viele Sitzgelegenheiten, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu tun haben, sind eigentlich Wartemöbel. Wie die Stühle bei Amt oder Arzt. Gerade auch die Bänke in der U-Bahn. Man bewegt sich nicht. Man setzt sich hin und wartet, dass draußen vor den schwarzen Fenstern die Stadt auf die richtige Stelle vor- oder zurückgespult wird.

Gleich beginnt das Spiel gegen Russland. Mario Gomez wird auf seine Einwechslung warten, und wir auf ein Tor von Klose. Wetten würde ich nur, dass Schweinsteiger während des Spiels seine Schuhe wechselt.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Welt und Stadt

In der IFA-Galerie in Mitte eröffnet morgen die Ausstellung: "Die Welt wird Stadt – und für die Hälfte ihrer Bewohner ist sie es bereits geworden. Bis zum Jahr 2030 werden weitere drei Milliarden Menschen, insgesamt 60 Prozent der Weltbevölkerung, in Städten leben. Während in Europa die urbanen Ballungsräume schrumpfen, steigt in Asien, Afrika und Lateinamerika die Siedlungsdichte rapide. Welche Effekte bringt der dynamische Prozess einer globalen Verstädterung mit sich? Wie unterscheiden sich die neuen Stadtformationen von der Tradition der europäischen Stadt? Welche neuen Stadttypen bilden sich heraus?"
19:00 Uhr, Linienstraße 139/140, 10115 Berlin

Dienstag, 6. Oktober 2009

Das Werten...

SIN-Bar © Harri Brill 2009
...und die gute Laune gehen oft verschiedene Wege. Aber mein alter Freund A. und ich können recht harmonisch geteilter Meinung sein, also haben wir beim letzten Treffen fast alles bewertet, das uns unter die Augen kam, bevor wir uns privateren Themen widmeten. Er moserte gleich am Treffpunkt rum. Ich würde immer leere Kneipen aussuchen. Anmerkung: Wir gehen ungefähr dreimal im Jahr Einen trinken. Konnte ich trotzdem großmütig zustimmen: Man kann sitzen, reden und sich auf sein Gegenüber konzentrieren. Gut, man will ja auch unter Menschen sein. Ich sagte, warte mal. Wurde dann auch noch etwas belebter. Hatte den Ort vorgeschlagen, weil er relativ neu in der vertrauten Schönleinstraße ist, und ich die Schwarz-Weiß-Projektion der Wolken schön finde, die durch das Schaufenster nach außen sichtbar sind. A. meinte, die Gläser für das Pilsener seien nicht übel. Mich erinnerten sie eher an Blumenvasen von Nanu-Nana. Das Zapfen müssen sie dort noch etwas üben. Da waren wir uns einig. Er stieg dann um auf Beck’s aus der Flasche. Das meide ich, wenn’s geht. A. mochte die Live-Musik nicht. Ein Typ mit Architektenbrille an ein paar Synthies, Tangerine Dream 2010 so etwa. Ich fand sie ganz angenehm.Über den Namen der Bar, S.I.N (Stranded In Neverland) denken wir sicher auch verschieden, aber der war uns da noch unbekannt.

Sonntag, 4. Oktober 2009

rotes Hausrad


Der legendäre Hausmeister meiner damaligen Arbeitstelle in der Windscheidstraße, Herr L., übereignete mir dieses Fahrrad vor knapp 20 Jahren. Der Hof sollte auf Vordermann gebracht werden. Dabei störte ihn das Vehikel. Stand seit Jahren unbenutzt am Geländer. Eigentümer verzogen.
Ich sah es eine Weile an, er: "und?", ich nickte, er holte den Bolzenschneider, und wir bekamen ein Dienst- und Pausenfahrzeug am Arbeitsplatz.
Zu der Zeit wohnte ich auch in dieser Ecke hier und nahm es irgendwann mit nach Hause. Ein paar Umzüge später hatte ich es aus den Augen verloren.
Neuerdings sehe ich das rote Rad öfter Mal in der Gegend. Praktisch nichts ist daran verändert worden. Gut in Schuss. Unverkennbar schon damals die matte, rote Pinsellackierung mit den Fehlstellen, an denen das Laubfroschgrün-Metallic der Originalfarbe durchblitzt. Schönes Wiedersehen.

Freitag, 2. Oktober 2009

Achille Castiglioni erzählt:

"Ich kann mich noch gut erinnern, daß wir 1957, als uns der ehrenwerte Rizzoli beauftragte, ihm ein Privat-Kino zu entwerfen, ihm einen Raum mit korinthischen Säulen aus Zedernholz errichteten. In Wirklichkeit machten wir uns hiermit über eine gewisse Überheblichkeit unseres Auftraggebers lustig. Rizzoli verstand unsere Zeichnungen nicht, meinte aber, alles realisieren zu müssen. Das Resultat gefiel ihm, und er stattete den Raum schließlich noch mit roten Plüschsesseln aus. Lucia Solmi, die Schwiegertochter, hatte unsere Ironie hingegen verstanden, und so ging der Auftrag für die kleine Hausbar, die sich unter dem Saal befinden sollte, an den Architekten Metti."
Aus dem unterhaltsamen, empfehlenswerten Buch: Italienische Designer - Interviews, Werkübersichten. Von Silvia Giacomoni und Attilio Marcolli, München 1990

Montag, 28. September 2009

ohne Filter

Letztens haben wir nach Zigarettensorten mit dem Anfangsbuchstaben „O“ gesucht und auf die Schnelle keine gefunden. Overstolz fiel mir später noch ein. Aber nicht die hier, obwohl deren Verpackung seit Jahren in meiner Schöne-Grafik-Sammlung schlummert. Lange Zeit habe ich Camel ohne geraucht, bis mit der europäisch-erlaubten Stärke die Qualität nachließ. Irgendwann warf Reemtsma dann gegen den Light-Trend diese wohlgekleideten Filterfreien erfolglos auf den Markt. Die EU hieß noch EG. Meine Vorliebe für Orangegelb ist nichts Neues. Das satte, klare Rot dazu macht gute Laune. Zur Abrundung ein bisschen Gold und flotte Typographie.
Ein paar Posts weiter unten gibt’s die Hülle der Gauloises Maryland in ähnlichen Farben zu sehen.

Sonntag, 27. September 2009

Wahl


Gleich gehe ich wählen. Freue mich schon darauf. Ein großes Gemeinschaftserlebnis für mich. Die Sonntagspromenade der sympathischen Rechtschaffenheit. Ernst und wichtig. Als wenn das ganze Land ein Haus baut, und jeder bringt einen Stein. Kann sein, dass die Bude hinterher auch nicht besser aussieht als die letzte, aber dann können alle, die mitgemacht haben, wenigstens wieder darüber lamentieren.
Fahre im Geiste schon den Weg in die Dunckerstraße, zum Wahllokal. Und danach gleich zu den nahen Flohmärkten, nach der LP von Alice Cooper jagen, aus der meine oben abgebildete Single ist. Hat schon zu viele Kratzer.
Aber ganz so wird es nicht ablaufen. Bin ja jetzt wieder Nord-Neuköllner und wähle in der Theodor-Storm-Schule, Hobrechtstraße. Vermute, dass im Ringo nachher die Hochrechnungen gezeigt werden.

Bild: Scan vom Cover. Die Gestalter sind darauf leider nicht angegeben.

Freitag, 25. September 2009

kleine Freiheit, Pfirsiche und Handtaschen

Frühe Abenddämmerung auf dem Kottbusser Damm. Straße belebt. Obstladen macht gerade dicht. Ein Mann kommt mir entgegen. Wahrscheinlich Türke. Ungefähr sechzig, Halbglatze, Kranz grauer Haare, dunkler Anzug. Einziges Gepäck ein Pfirsich, von dem er gerade abbeißt. Sehe nochmal hin und frage mich, warum ich das tue. Gehe immer weiter. Der Pfirsich. Was macht er mit seinen Händen, wenn er den Pfirsich gegessen hat? Ist er gleich zu Hause, hat er ein Taschentuch, kann er Pfirsiche essen, ohne klebrige Hände zu kriegen? Anderes Bild. Stiefelwetter. Sitze am Schreibtisch des Ladenbüros. Eine Frau, ungefähr dreißig, geht draußem Schaufenster vorbei, ruhig, aber bestimmt. Hände in den Jackentaschen. Ihre Schritte verklingen im Rhythmus eines friedlich schlagenden Herzens. Was ist an ihr besonders? Blicke wieder auf den Bildschirm. Sie trug keine Tasche.

Mittwoch, 23. September 2009

Leichter reisen...


mit 300 Gramm Stadtplan von der Berliner Morgenpost. Ob Stadtpläne auf Papier langsam überflüssig werden oder nicht, an diesem alten "Berlin in der Tasche" gefallen mir das Prinzip der Bindung und die Grafik der Karten. Bin aber auch mit den Dingern aufgewachsen. Andere bevorzugten die Origami-Version von Falk. Wie Mac und Windows.
Heute benutze ich den großen, ringgebundenen Stadtplan von der BVG. Gute Übersicht, viele Extras. In die Jackentasche passt er mit seiner Größe über DIN A4 nicht. Wiegt außerdem 1200 Gramm.

...zu Imchen

"Berlin in der Tasche" Stadtplan © Foto Harri Brill  2009
durch ein Meer von Fingerabdrücken, die Havel. Die Linien auf dem Wasser sind nur in der großen Ansicht sichtbar. Bitte auf das Bild klicken. Imchen ist die kleine Insel auf der linken Seite, direkt über dem "E" von "Havel". Zwischen Pfaueninsel und Wannsee sehe ich immer ein Gesicht im Profil, mit Heckeshorn als Nase.

Montag, 21. September 2009

Purpur? 2

purpurplakat © Harri Brill 2009

Verwechsle immer Pur mit Echt. Wird dann wohl nicht so wichtig sein. Die Plakate hingen jedenfalls noch, von denen ich A. erzählt hatte (linkes Bild). Die Umkehrprobe zeigt: Kein Purpur weit und breit.

der Öko-Gedanke

"Dass diesem Jahrhundert geglückt sei, durch Wissenschaft die Last von den Menschen auf die Dinge zu wälzen, indem sie die Dinge ausgeforscht, überlistet, angestrengt und genötigt habe: eine glorreiche Sache, und kostenlos, wie sie annahm. Doch es gibt einen Satz von La Rochefoucauld, der mir hier am Platze zu sein scheint: einen Satz, der wie ein Diamant ist, funkelt, wenn man ihn im Licht hin und her dreht: Die Kunst aller Künste und die Weisheit aller Weisheit ist es, den Preis einer jeden Sache zu kennen."
Erich Kästner

Sonntag, 20. September 2009

frühe Fahrradständer


Dem Zahn der Zeit überlassen fristen diese Fahrradständer an der Post Skalitzer Straße ihr Dasein. Sind schätzungsweise mit dem Bau von Fritz Nissle gegen Ende der Zwanziger entstanden.
Die meisten Kunden benutzen die 80 Jahre jüngeren Edelstahlbügel nebenan zum Anschließen, vielleicht aus Ehrfurcht vor den alten Eisenarbeiten, vielleicht aber auch, weil man diese trotz des Schriftzuges aus Metalllettern kaum noch wahrnimmt.

Freitag, 18. September 2009

weiterfahren


20°, blauer Himmel, keine Wolke. Zehn Minuten auf dem Fahrrad von hier bis zur Wühlischstraße, Friedrichshain. Die Sonne wärmt, der Schatten kühlt. Wind in den Ohren.
Kurz vor der Oberbaumbrücke Duft vom Burger-Brater und stickige Autoabgase. Stau. In jeder zellengroßen Kiste nur ein einzelner Gefangener. Fußgänger überholen schlendernd. Radfahrer gleiten still vorbei.
Komisch, der Streit um Tabakrauch in Kneipen.

Mittwoch, 16. September 2009

Besuch beim Skarabäus


Ein Bild vom schon erwähnten Skarabäus-Stiefelknecht im Keller bei seinen Insektenfreunden. Schummrig da unten, und klamm. Ein paar grellbunte Leuchten blenden. Dazwischen tiefer Schatten. Die Konturen von Trödelware, Insektenobjekten und Kellerwänden verschwimmen.
Hausgemachte Beschallung: Inoxkapell
Insekteum, Pflügerstr.70/71

Dienstag, 15. September 2009

Zeichnungen und Bücher

Hier ein Hinweis für Papierinteressierte:
Papieroffensiv, eine Ausstellung mit Beteiligung einiger befreundeter Künstler wird am Sonnabend, 19.9. um 19:00 Uhr, in der Brunnenstraße 64 bei oqbo eröffnet:
"Diese Ausstellung, auf 500 qm, zeitgleich zu den Kunstmessen in Berlin, wird der wachsenden Bedeutung gerecht, welche das Medium Zeichnung gerade bei jüngeren Künstlern wieder erfährt. Lebendigkeit und Experimentierfreude zeichnen diese vielfältige künstlerische Form momentan aus.(...) Zudem werden Buchverlage ihre neuesten Veröffentlichungen vorstellen." (aus dem Text der Veranstalter)

Montag, 14. September 2009

Eiscafé


Die Früchte der Baum-Hasel auf dem Pflaster, und vier oder fünf Schlitten auf dem Trockenen, als Sitzgelegenheit vor Fräulein Frost in der Friedelstraße. Eins der vielen neueren Cafés in Nord-Neukölln.

Sonntag, 13. September 2009

kleine Fische, Elefanten


Nichts ist wie es scheint. Obwohl hier von meiner Seite nur eine weitere Zubereitungsart kleiner Fische präsentiert wird, ist durchaus vorstellbar, dass ich in diesem Augenblick der politischen Dimension der bevorstehenden Bundestagswahl mehr Bedeutung beimesse, als das Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier tun. Die Kandidaten richten zur Stunde wahrscheinlich ihren Focus auf die Designaspekte ihres Auftritts, ein letztes Mal vor der Fernsehdiskussion um 20:30. Kleidung, Frisur, Gestik und Mimik. Alles muss sitzen.
Ein bocadillo de boquerones entsteht, wenn man ein Baguettebrötchen mit sauer eingelegten Sardellen belegt. Hier das Prachtexemplar aus der Vineria Carvalho, Heinrich-Roller-Straße.

Freitag, 11. September 2009

manipulierte Bleistifte und Drehbücher

Der Drehbuchautor und Regisseur Helmut Dietl (u. a. Monaco Franze, Kir Royal) schreibt seine Drehbücher am liebsten mit Bleistift. Da er jedoch lange Bleistifte nicht mag, schneidet er sie vor Gebrauch in der Mitte durch.
Das steht am Anfang eines schmissigen Artikels in der Süddeutschen Zeitung vom 5./6. September über den Skandal um die NDR-Redakteurin Doris Heinze und die Qualität des deutschen Fernsehens, den ich Euch hier per Link empfehlen wollte. Aber bis mittags war er noch nicht auf der Internetseite der Zeitung archiviert.

Mittwoch, 9. September 2009

Lieblingsfarben

Umkehrfarben © Harri Brill 2009
Menschen mit braunen Augen und dunklen Haaren bevorzugen andere Farben als helle Typen. Johannes Itten, von 1919-23 Lehrer im Vorkurs am Bauhaus, hatte sich aufs Malen bezogen, als er diese These aufstellte.
Bei meinem flüchtigen Einblick ins Malen, im Grundlagenjahr an der Kunsthochschule, fand ich die These bestätigt. Zumindest war es erstaunlich, wie unterschiedlich zehn Menschen das gleiche Motiv farblich wiedergeben.
Meine Augen sind blaugrau, meine Haare braun. In meinen gemalten Bildern konnte man sehen, dass die ganze erdige Skala von Grün und Braun nicht zu meinen Lieblingsfarben zählt.

Anders bei der Bekleidung. Hier spielen die soziale Funktion von Kleidung, sowie Klima, Geschlecht, Alter und Modefarben eine wichtige Rolle. Trotzdem wundere ich mich, dass in meiner Straßenkleidung Farben vorherrschen, die ich beim Malen oder dem Gestalten von Produkten nicht bevorzugen würde (linkes Foto).
Auf der Suche nach einer Erklärung habe ich das Foto digital farblich umgekehrt (rechtes Foto). Immerhin die kühleren meiner Lieblingsfarben kamen dabei heraus. Besonders in der oberen Hälfte des Negativ-Bildes sehe ich annähernd die Palette meiner Augenfarbe.

„Übrigens mögen vielleicht solche Materialien (…) dem denkenden Leser um so angenehmer sein, als er selbst sich nach Art und Weise ein Ganzes daraus zu bilden die Bequemlichkeit findet.“
Johann Wolfgang von Goethe, zur Farbenlehre.

Dienstag, 8. September 2009

Schöner Einsatz,


lieber KSP, aller Ehren wert. Architekt Adolf Steil macht das Rennen, denn auf diesem Bild aus der Restekiste ist glücklicherweise die Hausnummer 33 zu erkennen. Man kann auf dem Fahrrad in Berlin ja eine Menge erleben, aber die Strecke nach Spandau hätte ich für dieses Rätsel nicht zurückgelegt.
Die Pumpe ist nach meinem Gefühl ein Linkshänderexemplar. Ich hätte den Pumphebel auf die andere Seite gebaut.
 
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