Donnerstag, 29. Januar 2009

Handball

Bis zum Ende weltmeisterlich in der Kunst des schönen Scheiterns hat das jugendliche Team von Heiner Brand sich vom Traum der Titelverteidigung verabschiedet. Unfassbare Entscheidungen der Schiedsrichter und zeitweilig mangelnde Souveränität der Spieler haben zum dramatischen Ausscheiden geführt. Trotzdem Hut ab vor der Leistung dieser neu formierten Mannschaft!
Heute, seit 15:00 spielt die DHB-Auswahl gegen Ungarn um den 5. Platz. RTL überträgt live.

Zeitung

Furoshiki sagt der Japaner, wenn ein Ding viele Verwendungen hat. So eine ganz normale Tageszeitung aus bedrucktem Papier ist schon ein geniales Produkt. Bescheiden tritt das Objekt hinter seinem Zweck zurück. Einfach in der Herstellung, recyclebar, gut zu transportieren und mit einiger Übung auch leicht zu handhaben. Wunderbar, dass sie als Ding so unsentimental behandelt wird. Jeder bringt es übers Herz, sich von einer ausgelesenen Zeitung zu trennen. Ihr kurzes Leben als Gegenstand von Interesse könnte ökologisch negativ zu Buche schlagen, wird aber durch die vielen Möglichkeiten der Umnutzung relativiert: Fish&Cips-Verpackung, Polsterung für fragiles Paketgut, Tapetenuntergrund, Zunder zum Feuermachen, Kälteschutz für Radrennfahrer, Rohmaterial für Pappmaché, Halbzeug für Malerhüte (s. Abb.), billiges Schnittpapier für Schneiderarbeiten, Sitzunterlage auf Parkbänken und vieles mehr.

Dienstag, 27. Januar 2009

Knopf

Knopf am Hemd © Harri Brill 2009
Auf dem Geheimkongress der Ausstatter futuristischer Filme wurde er einst verboten. Schon die Besatzungen der Raumschiffe Orion und Enterprise starteten ohne ihn ins All. Doch der Knopf hat es allen Hindernissen zum Trotz in die Zukunft geschafft. Die Anfeindungen von Klettsystem und Reißverschluss hat er abgeschüttelt wie lästige Fliegen. Obwohl das heutige Leben in vielerlei Hinsicht frühere Zukunftsvisionen überholt hat, sind Kleiderknöpfe schon seit dem dunklen Mittelalter in unserem Straßenbild präsent. Das Kulturgut Knopf illustriert die pragmatische Prinzipientreue des Homo Sapiens, geniale Erfindungen nicht ohne triftige funktionale Gründe einer oberflächlichen Mode zu opfern. Hier noch einige Fakten zum Knopf, aus dem Buch "Universalgeschichte der ganz gewöhnlichen Dinge", Carles Panati, Frankfurt a. M., 1994. "Knopf: 2000 v. Chr., Südostasien. Die ersten Knöpfe dienten noch nicht dem Zusammenhalten der Kleidung. Sie waren dekorative, schmucksteinartige Scheibchen, die zur Zierde auf die Kleidung aufgenäht wurden, Und fast 3500 Jahre lang blieben sie reine Ziergegenstände; man hielt Nadeln und Gürtel für ausreichend, um die Kleidungsstücke damit zu befestigen. Die frühesten Zierknöpfe datieren aus der Zeit um 2000 v. Chr. und wurden im Tal des Indus ausgegraben. Es sind Muscheln, die rund und dreieckig gefeilt wurden und zwei Löcher zum Annähen aufwiesen... Die Praxis, Kleidungsstücke mit Knöpfen zu schließen, kam in Westeuropa auf. An ihrer Entwicklung waren zwei Faktoren wesentlich beteiligt. Im 13. Jahrhundert wichen die bis dahin üblichen weit geschnittenen, sackartigen Gewänder zunehmend einer eng anliegenden Kleidung. Allein mit einem Gürtel ließ sich die neue Modelinie nicht verwirklichen, und Nadeln waren dafür unpraktisch, da man zu viele davon gebraucht hätte und sie leicht verloren gehen konnten. Bei fest angenähten Knöpfen stellte sich dieses Problem dagegen nicht. Der zweite Faktor hing mit Verbesserungen der Spinn- und Webtechnik zusammen. Seit dem 13. Jahrhundert wurden für Kleidungsstücke feinere Stoffe verwendet, die durch den wiederholten Gebrauch von Nadeln leicht Schaden nehmen konnten."

Montag, 26. Januar 2009

Dynamo-Radio

Energie durch Bewegung © Harri Brill 2009
Vor ein paar Tagen habe ich mir ein Dynamo-Radio gekauft. Bei Muji. Über deren Konzept, eine Mischung aus Tschibo, H&M und Ikea, lasse ich mich ein anderes Mal aus. Meine Stimmung stieg in der sterilen Atmosphäre des Ladens erst auf Shoppingtemperatur, als ich das Radio entdeckte. Bei Geräten und Werkzeugen mit Handaufzug, Kurbel- oder Dynamoantrieb kann ich einfach nicht widerstehen. Ihr Gebrauch verheißt ein romantisches Wohlgefühl aus reinem Umweltgewissen und völliger Freiheit von den goldenen Fesseln der Zivilisation. Dem trägen und denaturierten Stadtbewohner wird beim Kurbeln außerdem klar, welcher Energieaufwand nötig ist, um ein paar Minuten Radio zu hören oder zu einer Tasse frisch gemahlenen Kaffees zu kommen. Automatische Uhrwerke sind ein Paradebeispiel für effektive Antriebe: sie ziehen sich durch die alltäglichen Bewegungen des Trägers auf.

Mittwoch, 21. Januar 2009

Bleistift



Mit dem Bleistift fange ich an. Ein Ding, das mit dem Schreiben zu tun hat. Ein Schreibwerkzeug. Ich schreibe gern mit Bleistift.
Spitzt mal euren Bleistift vorsichtig mit einem sehr scharfen Messer an, anstatt mit dem üblichen Spitzer. Ihr werdet sehen, dass eine besondere Spitze ensteht. Sie sondert nicht dieses Graphitmehl ab, das man meistens auf dem Blatt verschmiert. Stattdessen scheint die Mine durch das langsame Spitzen mit dem Messer eher standfester worden zu sein.
Das Einzige, was fehlt, ist der schöne Geruch nach Zedernholz, den man beim herkömmlichen Bleianspitzer-Verfahren als Zugabe erhält.
 
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