Samstag, 8. August 2009

Messer im Grab


Messer üben eine besondere Faszination auf mich aus. Dieses hier fand ich bei unserer ersten Begegnung zu folkloristisch. Habe es von meinem Vater geerbt, dem Zeit seines Lebens der Kreuzberg nie hoch genug war. Neben der praktischen Qualität des Messers hat mich die orientalische Anmutung der Lederscheide dann doch in den Bann geschlagen. Und die archaische Technik, mit der die Metallbeschläge daran einfach passend flach gehauen sind.
Vielleicht sollte es bei ihm im Grab liegen. Ich weiß nicht mehr, ob wir das vergessen haben, oder ob eine solche Grabbeigabe den aktuellen Begräbnissitten widerspricht. Die Kleidung des Toten kann man selbst bestimmen, jedoch sind zum Beispiel Schuhe nicht angesagt. Das hat wohl nichts mit Verwesungsprozessen zu tun, sondern eher mit dem Status des Beerdigten als Schlafenden. Wir haben diese Fragen mit dem empfehlenswerten Bestattungsunternehmen Suchland durchgesprochen. Da hatten wir noch nicht den emotionalen Abstand für kulturwissenschaftliche Überlegungen.

7 Kommentare:

K. hat gesagt…

Barfuß? Sind das die Bestimmungen? Berliner Bestattungsverordnung von 1924? Finde ich nicht gut.

Anonym hat gesagt…

Hammerscharf, oder auch messerhart...

Zu Lebzeiten hat alles eine Bedeutung oder einen Zweck!
Man selbst gibt dies den Dingen...
Aber im Jenseits, da ist meine Vorstellung eher, dass alles Geistige, Moralische und unendliches Wissen existent ist...

Nichts Materielles ist mehr wichtig...

Und das ist ja gerade das wirklich Beruhingende...

Also, kein Messer o.ä. im Grab,
sondern unendliche Weißheit und Friede...

Anschi hat gesagt…

barfuss betritt, kommt man auf diese Welt...
warum dann mit Schuhen verlassen!?

Gunter Gabriel hat gesagt…

Der letzte Wagen ist immer ein Kombi.

H. hat gesagt…

Anschi und Kai: Barfuß war keine Verordnung, glaube ich, sondern Frau Suchland hat irgendeinen Satz dazu gesagt wie den von Anschi.

Anonym: Schwer zu glauben, dass von einem Leben nur ein Körper und ein paar Dinge übrigbleiben. Ich weiß aber von keinem Jenseits, deshalb halte ich mich lieber an das Dasein mit seinen Erlebnissen, Bedürfnissen und Gegenständen. Der Zweifel an einem idyllischen Paradies ist schließlich ein Garant für Respekt vor dem Leben.
Ein Messer ist für mich nichts Unfriedliches, sondern etwas, das einem universellen Werkzeug sehr nahe kommt.

H. hat gesagt…

Übrigens, wer den sehr interessanten und persönlichen Bericht über eine Seebestattung (nicht Asche verstreuen) lesen möchte, kann hier lesen (in Englisch), wie eine Tochter den letzten Wunsch ihres Vaters erfüllt hat.

Mary hat gesagt…

Danke für den Link, ich bin noch ganz ergriffen vom Lesen. Das sind so die Geschichten nach meinem Geschmack.

 
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