Das Werkbundarchiv stellt zur Zeit "Böse Dinge" auf seiner Fläche für Wechselausstellungen aus.
Der Museumsdirektor Gustav E. Pazaurek eröffnete 1909 im Stuttgarter Landesgewerbemuseum seine 'Abteilung der Geschmacksverirrungen'. "Er entwickelte dafür eine komplexe Systematik zur Einordnung von Gestaltungsfehlern aller Art, um sie am Gegenstand selbst zu entlarven." (Text Werkbund Homepage, siehe Link)
Vor hundert Jahren wurde also ein erstes Grundgesetz als Handlungsrahmen der Formpolizei manifestiert. Für Ritter des Designs ist der gute Pazaurek tatsächlich immernoch aktuell. Davon kann man sich anhand der übersichtlichen Systematik in der Ausstellung überzeugen.
Die Ausstellungsmacher erstellen für die heutige Zeit eine andere Systematik, die aber nach meiner Meinung zu einäugig von dem ausgeht, was ist, und nicht von dem, was sein sollte, wie es Pazaurek tat. Ein aktuelles Phänomen: Keine eigene Haltung.
An einem großen Sammeltisch können Besucher Gegenstände zurücklassen, die ihrer Meinung nach Sünden sind. Dort habe ich meinen alten Kumpel Skarabäus-Stiefelknecht gleich zweimal gefunden (Foto). Die Hauptbegründung für das Designverbrechen des bunten bestand darin, das er aus Düsseldorf stammt. Dort liegt sicherlich nicht die Wiege des guten Geschmacks, auch nicht mehr des Fußballs, des Eishockeys und der guten Musik. Aber das reicht nicht für eine Verurteilung. Da muss man drüber stehen. Die Farbgebung fällt schon eher unter die Delikte.
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4 Kommentare:
"Gestaltungsfehler", kann es die im Design wirklich geben!?
Na gut, vielleicht hinsichtlich Design von Artikeln, die auch eine bestimmte Funktion erfüllen sollen...
Aber: "Geschmacksverirrungen",
wer will das, und für wen oder was, beurteilen/können!?
Kann gerade mangels Zeit nur ganz knapp antworten. Weiß nicht, wo anfangen vor lauter Erklärungsbedarf.
1. Gestaltungsfehler gibt es natürlich, auch weil:
2. Alle Dinge, die Menschen machen, haben eine Funktion, nicht immer nur eine technische.
3. Gehe auf den Link (die orangene Schrift "Böse Dinge")), lese den Text und siehe die Beispiele.
nein, nicht alle "Dinge", die Menschen machen/müssen, haben eine Funktion!
Gestaltung, Kreativität ist Freiheit!
Freiheit ist relativ. In The Land Of The Free bedeutet sie, dass jeder eine Schusswaffe besitzen darf, aber man bei der Einreise, wenn man denn darf, seinen Fingerabdruck und allerlei intime Auskünfte abgeben abgeben muss.
Mit Funktion meine ich auch Zweck oder Absicht.
Ich habe nicht von "Dingen" gesprochen sondern von Dingen.
Aber mir fällt auch kein "Ding" ohne Zweck ein.
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