Mittwoch, 8. April 2009

Sartre sagt:

„Ich murmle vor mich hin, ein wenig wie eine Austreibungsformel: ‘Das ist ein Sitzbänkchen.’ Aber das Wort bleibt auf meinen Lippen haften: es setzt sich nicht auf dieses Ding. Es könnte ebensogut, zum Beispiel ein toter Esel sein, der - den Bauch nach oben - auf einem großen grauen Fluß, einer Überschwemmung dahergesegelt kommt; und ich säße auf dem Bauch des Esels, und meine Beine tauchten in das durchsichtige Wassser. Die Dinge haben sich von ihren Namen gelöst.“
Jean-Paul Sartre: Eine Art Eigenleben, aus Werner, J. (Hrsg.): Vom Geheimnis der alltäglichen Dinge, Frankfurt a. M./ Leipzig 1998

5 Kommentare:

blaumann hat gesagt…

Gedopt die Pyrenäen hinaufzuradeln: ist das eine Leistung?
Gedopt (wie Sartre rund um die Uhr war) in einem Sitzbänkchen einen toten Esel zu sehen: ist das eine Kunst?
darüber denke ich schon länger nach und bin noch lang nicht fertig ...

H. hat gesagt…

Abgesehen von Kunst und Sport und angenommen, die Droge ist Alkohol, merkt man ja schon beim Feiern, dass der Eine im Suff viel Mist redet und der Andere weniger.
Außerdem: Was ist dann mit den Werken von Kindern oder geistig Behinderten, die ja zum Teil auch Bewunderung erfahren.
Kunst kann man schlecht messen, daher würde ich mal sagen, wenn Sartre gedopt Sachen macht, die mir gefallen, habe ich auch was davon.
Ich bin für Kunst ohne Sieger.

H. hat gesagt…

Außerdem stehen die Museen und Galerien mit leeren Händen da, wenn wir in der Kunst die Trainings-Kontrollen einführen.

blaumann hat gesagt…

Ich meinte, glaube ich: was Sartre hier sieht sagt mehr über Sartres Verfassung aus als über das Sitzbänkchen und die Dinge, die er sieht ...

Harri hat gesagt…

Da hast Du völlig recht. Aber es sagt auch etwas über die Beunruhigung, die Dinge auslösen können, wenn sie in einer ungewohnten Weise vor unser Auge kommen (Beine nach oben), oder gar in einem anderen Umfeld (Messer liegt in der Küchenschublade/Messer sticht im Holz der Tür)

 
Clicky Web Analytics