Donnerstag, 23. April 2009

Motorrad


Zum verspäteten und verdienten Ende der Ära des Verbrennungsmotors können wir langsam einen sentimentalen Blick auf überflüssige aber dennoch appetitliche Produkte dieser Spaßepoche werfen. Das ist Moto 1, entworfen von Philippe Starck. Das Foto ist nicht besonders gut. Habe noch gar nicht recherchiert, müsste aber so etwa 15 Jahre alt sein, der Entwurf. Stand in der Rykestraße. In der Immanuelkirchstraße gibt’s noch eins, die Variante Silber und Orange. Passt natürlich ins Klischee der Schnöselgegend, weil es nicht so ein Ps-Protz ist, aber Schnösel haben eben manchmal Geschmack und dann auch das Geld dafür.
Starck hat viele Sachen entworfen, die mir zu plakativ und zu emotional sind. Hier hat er mal die Kirche im Dorf gelassen und was Feines auf die Räder gestellt. Einfach ein Bike. Technisch jetzt nicht die Revolution, eher ein wenig Kosmetik, wenn man mäkeln will. Aber Kosmetik ist genau das, worin die Motorraddesigner scheinbar Probleme haben. Sie tragen meistens zu dick auf. Hier noch ein Bürzel, da noch ein albernes Windschild, von der Farbgebung ganz abgesehen. Sie fangen wahrscheinlich immer vorne an und haben dann hinten keine Ideen mehr, weshalb die Sitzbänke mit Soziusplatz und das Schutzblech am Hinterrad den ganzen Anblick verderben. Sie ignorieren die leidige Pflicht zum flatschigen Nummernschild ebenso wie uralte Normen für Schutzbleche, mit dem Effekt, dass für den TÜV dann irgendetwas rangestückelt wird. Ein cooles Bike, das keinen Beschränkungen unterliegt, kann jeder entwerfen. Die Kunst ist jedoch, mit ihnen umzugehen. Elegant, wie Starck das Dilemma des Soziussitzes löst, indem er die Bank so formt, dass Zwei darauf Platz haben, aber beim Solofahrer trotzdem kein leerer Stuhl übrig bleibt. Selbstverständlich und naheliegend: so einfach können Produktesein.

9 Kommentare:

blaumann hat gesagt…

Selbst Absolutnichtmotorradfahrer nicken zustimmend!
Bei uns im Dom ist am Samstag Motorradweihe ...

k. hat gesagt…

So ganz anfreunden kann ich mich mit Starcks Design nicht. Zu klopsig, finde ich. In den Potsdamer Platz Arkaden sind gerade irgendwelche Special Editions einer Amerikanischen Werkstatt oder so ausgestellt. Die Prolls drücken sich die Nase platt. Mit deutschen Nummernschildern aber, also unseren Normen entsprechend. Der Faszination solcher Chopper bin ich nie erlegen. Wenn ich spontan einen Favoriten unter den Motorrädern nennen sollte, wäre es eine 70er-Jahre-BMW.

Anonym hat gesagt…

Blaumann: Bist du jetzt Nicht- oder Motorradfhrerin?
K.: Die alten BMWs sind auf jeden Fall schön. Es gibt auch eigentlich nach meiner Meinung nur wenige hässliche dieser Marke. Habe auf einer 450er seinerzeit ('82) die Pappe gemacht. Sah von der Form sehr gut aus, war zum Lernen schön fett und schwer, aber zum Besitzen ein wenig zu lahm. Da waren die richtig großen schon eher meine Kragenweite, wenn auch nicht meine Preisklasse. Habe dann mit einer Honda CB 200 angefangen: ein Papiergewicht gegen die BMW aber legendär verewigt auf Dillingers gleichnamiger LP mit dem Song Cocaine, man.

blaumann hat gesagt…

Ich bin Fahrradfahrer! Früher habe ich in Berlin in einer WG gewohnt mit einem, der hatte eine Motoguzzi mit Seitenwagen. Da nahm er immer seine Tochter mit in Urlaub. Und er hatte immer so kleine Aufkleber dabei: "Wer Motorräder nachmacht, verfälscht, oder nachgemachte oder verfälschte Motorräder in Umlauf bringt, DER IST EIN JAPANER!" Die klebte er auf die Kawasakis, die in Berlin so rumstanden ...

K. hat gesagt…

@ H.: ...und dann kommen sie aus Spandau - genau wi icke & er. Wobei diese seltsam Jeräte mit Dach eher ein Flop waren, oder?

Dillinger hat gesagt…

Check dis out!

Anonym hat gesagt…

Blaumann: Ich bin bgeistert! Dein Ex-Mitbewohner ist ja ausgewachsener Design-Aktivist gewesen. Das wäre mal einer für die Freiwillige Formpolizei. Von solchen Aktionen träume ich meistens nur.

K. hat gesagt…

Gibt es Kawasaki eigentlich noch?

Anonym hat gesagt…

Ich gehe davon aus.

 
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