Sonntag, 25. April 2010

fremde Federn


Seit ungefähr zehn Jahren nervt mich das schlechte Design der American Spirit-Packung. Ein schwarzer Indianer mit Friedenspfeife. Ich sage jetzt nicht „Native American“, oder irgendeinen anderen zur Stunde politisch korrekten Begriff für die Ureinwohner Amerikas. Hier haben wir definitiv einen Indianer vor uns. Schwarz ist er wahrscheinlich, weil er vor der untergehenden Sonne im Gegenlicht sitzt. Was ist aber mit seinem Brustkasten passiert? Zuerst dachte ich, er sitzt im Schneidersitz, und seine Brust ist eigentlich sein Oberschenkel. Wäre auch nicht besser als diese Karikatur eines Bodybuilders.
Ich weiß nicht, ob sich in Amerika jemand beleidigt fühlt - ich mich auf jeden Fall. Auf die ganz plumpe Art, und grafisch schlecht gemacht, möchte jemand seinen naturbelassenen Tabak mit Hilfe von erdverbundener Indianerromantik verkaufen.
Gibt es hier Parallelen? Der Sarotti-Mohr. Die Chiquita. Dann Club Mate; hat den Indio, ist aber besser gemacht, finde ich.
Europäisches Personal: Rotbäckchen wirbt mit einem Kindergesicht, Tannenzäpfle-Bier mit einem Schwarzwaldmädchen, Schultheiss-Bier mit einem Schultheiß.
Und was Häuptling Carborundum vom Stamme der Abrasives im Pfeilhagel auf der Rückseite von Schleifpaper aus Germany verloren hat, weiß nur Manitou.

14 Kommentare:

Mary hat gesagt…

Aaalso, ich wieder mit meinem Gegoogle: Der Sarotti-Mohr heißt wohl so, weil der Sitz der Firma anno dazumal in der Mohrenstraße war. Erstmalig trat der Mohr 1918 in Gestalt von 3 Mohren mit einem Tablett in der Hand in Erscheinung. 1928 war dann nur EIN Mohr endgültig das Wahrenzeichen der Sarotti-Firma.

Gartenmädchen hat gesagt…

Wow, es macht Spaß hier zu lesen. Hab den Blog erst gerade entdeckt - ich find ihn klasse!

H. hat gesagt…

Dankeschön!
Kennste schon Beton+Garten? Wahrscheinlich.
Ansonsten findest Du oben rechts einen Link.

Johanna hat gesagt…

Aber schmecken tun sie ja trotzdem ganz gut, American Spirit, Sarotti und die übrigen, finde ich.

H. hat gesagt…

Hallo Johanna!
Nach zwei doppelten Rotbäckchen schmeckt einem doch alles, oder?
Aber mal im Ernst: Ein politisches Urteil kann ich über die genannten Produkte nicht fällen.
Vom Geschmack der Produkte gehen für mich Tannenzäpfle, Schultheiß und American Spirit voll in Ordnung. Die anderen kenne ich nicht mehr gut genug.

geometrically challenged hat gesagt…

Was ist eigentlich dieses weiße Dreieck? Ein Räucherkegel? Habe gerade nur das Bild parat, keine Packung, vielleicht erschließt es sich im Original, dann bitte diese Anfrage als gegenstandslos betrachten.

H. hat gesagt…

GC: Wahrscheinlich meinst Du die Lichtspiegelung auf der durchsichtigen Umverpackung. Habe ich schlecht fotografiert.

Johanna hat gesagt…

Infolge meines Namens nehme ich es ja recht genau mit der Unterscheidung von Wangen und Backen und würde demzufolge - wäre ich Etikettengestalterin - bei Rotbäckchen eher ein Kind, dem der Hintern versohlt wird, abbilden. Aber ob das verkaufsfördernd wäre ...

H. hat gesagt…

Für Klosterfrau vielleicht?

Johanna hat gesagt…

Aber in's Kloster will ich doch gar nicht gehen ...

Große Clappe hat gesagt…

Lichtspiegelung? Echt jetzt? Sieht wirklich so aus als würde es dazugehören (wenn auch unklar bleibt, was es da tun sollte). Insofern ist es noch nicht mal schlecht fotografiert, ich meine, versuch das mal mit Absicht...

Kulturwissenschaftlerin hat gesagt…

Hallo H.,

ich war länger nicht hier und hab diesen deinen Text erst jetzt gefunden -
wenn es dich noch immer interessiert, empfehle ich den sehr guten und erhellenden Band "Fremdkörper - Fremde Körper" (Hatje Cantz, 1999), Seite 165ff.

In Ihrer lokalen Bibliothek oder via mein Bücherregal.

H. hat gesagt…

Hallo Kulturwissenschaftlerin!
Kenne mehrere Kulturwissenschaftlerinnen, aber tippe mal auf die Frau des famosen Gärtners.
Danke für den Tipp. Interessiert mich sehr. Ich versuche es erstmal bei der lokalen Bibliothek, da muss ich demnächst sowieso mal wieder hin. Schöne Grüße!

S. war's hat gesagt…

Und ich denke immer, die Leute kennen nur eine Kulturwissenschaftlerin, vor allem mit so mit gestelzter Sprechweise. Viel Glück mitm Buch.

 
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