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Zum verspäteten und verdienten Ende der Ära des Verbrennungsmotors können wir langsam einen sentimentalen Blick auf überflüssige aber dennoch appetitliche Produkte dieser Spaßepoche werfen. Das ist Moto 1, entworfen von Philippe Starck. Das Foto ist nicht besonders gut. Habe noch gar nicht recherchiert, müsste aber so etwa 15 Jahre alt sein, der Entwurf. Stand in der Rykestraße. In der Immanuelkirchstraße gibt’s noch eins, die Variante Silber und Orange. Passt natürlich ins Klischee der Schnöselgegend, weil es nicht so ein Ps-Protz ist, aber Schnösel haben eben manchmal Geschmack und dann auch das Geld dafür.
Starck hat viele Sachen entworfen, die mir zu plakativ und zu emotional sind. Hier hat er mal die Kirche im Dorf gelassen und was Feines auf die Räder gestellt. Einfach ein Bike. Technisch jetzt nicht die Revolution, eher ein wenig Kosmetik, wenn man mäkeln will. Aber Kosmetik ist genau das, worin die Motorraddesigner scheinbar Probleme haben. Sie tragen meistens zu dick auf. Hier noch ein Bürzel, da noch ein albernes Windschild, von der Farbgebung ganz abgesehen. Sie fangen wahrscheinlich immer vorne an und haben dann hinten keine Ideen mehr, weshalb die Sitzbänke mit Soziusplatz und das Schutzblech am Hinterrad den ganzen Anblick verderben. Sie ignorieren die leidige Pflicht zum flatschigen Nummernschild ebenso wie uralte Normen für Schutzbleche, mit dem Effekt, dass für den TÜV dann irgendetwas rangestückelt wird. Ein cooles Bike, das keinen Beschränkungen unterliegt, kann jeder entwerfen. Die Kunst ist jedoch, mit ihnen umzugehen. Elegant, wie Starck das Dilemma des Soziussitzes löst, indem er die Bank so formt, dass Zwei darauf Platz haben, aber beim Solofahrer trotzdem kein leerer Stuhl übrig bleibt. Selbstverständlich und naheliegend: so einfach können Produktesein.