Montag, 28. September 2009

ohne Filter

Letztens haben wir nach Zigarettensorten mit dem Anfangsbuchstaben „O“ gesucht und auf die Schnelle keine gefunden. Overstolz fiel mir später noch ein. Aber nicht die hier, obwohl deren Verpackung seit Jahren in meiner Schöne-Grafik-Sammlung schlummert. Lange Zeit habe ich Camel ohne geraucht, bis mit der europäisch-erlaubten Stärke die Qualität nachließ. Irgendwann warf Reemtsma dann gegen den Light-Trend diese wohlgekleideten Filterfreien erfolglos auf den Markt. Die EU hieß noch EG. Meine Vorliebe für Orangegelb ist nichts Neues. Das satte, klare Rot dazu macht gute Laune. Zur Abrundung ein bisschen Gold und flotte Typographie.
Ein paar Posts weiter unten gibt’s die Hülle der Gauloises Maryland in ähnlichen Farben zu sehen.

Sonntag, 27. September 2009

Wahl


Gleich gehe ich wählen. Freue mich schon darauf. Ein großes Gemeinschaftserlebnis für mich. Die Sonntagspromenade der sympathischen Rechtschaffenheit. Ernst und wichtig. Als wenn das ganze Land ein Haus baut, und jeder bringt einen Stein. Kann sein, dass die Bude hinterher auch nicht besser aussieht als die letzte, aber dann können alle, die mitgemacht haben, wenigstens wieder darüber lamentieren.
Fahre im Geiste schon den Weg in die Dunckerstraße, zum Wahllokal. Und danach gleich zu den nahen Flohmärkten, nach der LP von Alice Cooper jagen, aus der meine oben abgebildete Single ist. Hat schon zu viele Kratzer.
Aber ganz so wird es nicht ablaufen. Bin ja jetzt wieder Nord-Neuköllner und wähle in der Theodor-Storm-Schule, Hobrechtstraße. Vermute, dass im Ringo nachher die Hochrechnungen gezeigt werden.

Bild: Scan vom Cover. Die Gestalter sind darauf leider nicht angegeben.

Freitag, 25. September 2009

kleine Freiheit, Pfirsiche und Handtaschen

Frühe Abenddämmerung auf dem Kottbusser Damm. Straße belebt. Obstladen macht gerade dicht. Ein Mann kommt mir entgegen. Wahrscheinlich Türke. Ungefähr sechzig, Halbglatze, Kranz grauer Haare, dunkler Anzug. Einziges Gepäck ein Pfirsich, von dem er gerade abbeißt. Sehe nochmal hin und frage mich, warum ich das tue. Gehe immer weiter. Der Pfirsich. Was macht er mit seinen Händen, wenn er den Pfirsich gegessen hat? Ist er gleich zu Hause, hat er ein Taschentuch, kann er Pfirsiche essen, ohne klebrige Hände zu kriegen? Anderes Bild. Stiefelwetter. Sitze am Schreibtisch des Ladenbüros. Eine Frau, ungefähr dreißig, geht draußem Schaufenster vorbei, ruhig, aber bestimmt. Hände in den Jackentaschen. Ihre Schritte verklingen im Rhythmus eines friedlich schlagenden Herzens. Was ist an ihr besonders? Blicke wieder auf den Bildschirm. Sie trug keine Tasche.

Mittwoch, 23. September 2009

Leichter reisen...


mit 300 Gramm Stadtplan von der Berliner Morgenpost. Ob Stadtpläne auf Papier langsam überflüssig werden oder nicht, an diesem alten "Berlin in der Tasche" gefallen mir das Prinzip der Bindung und die Grafik der Karten. Bin aber auch mit den Dingern aufgewachsen. Andere bevorzugten die Origami-Version von Falk. Wie Mac und Windows.
Heute benutze ich den großen, ringgebundenen Stadtplan von der BVG. Gute Übersicht, viele Extras. In die Jackentasche passt er mit seiner Größe über DIN A4 nicht. Wiegt außerdem 1200 Gramm.

...zu Imchen

"Berlin in der Tasche" Stadtplan © Foto Harri Brill  2009
durch ein Meer von Fingerabdrücken, die Havel. Die Linien auf dem Wasser sind nur in der großen Ansicht sichtbar. Bitte auf das Bild klicken. Imchen ist die kleine Insel auf der linken Seite, direkt über dem "E" von "Havel". Zwischen Pfaueninsel und Wannsee sehe ich immer ein Gesicht im Profil, mit Heckeshorn als Nase.

Montag, 21. September 2009

Purpur? 2

purpurplakat © Harri Brill 2009

Verwechsle immer Pur mit Echt. Wird dann wohl nicht so wichtig sein. Die Plakate hingen jedenfalls noch, von denen ich A. erzählt hatte (linkes Bild). Die Umkehrprobe zeigt: Kein Purpur weit und breit.

der Öko-Gedanke

"Dass diesem Jahrhundert geglückt sei, durch Wissenschaft die Last von den Menschen auf die Dinge zu wälzen, indem sie die Dinge ausgeforscht, überlistet, angestrengt und genötigt habe: eine glorreiche Sache, und kostenlos, wie sie annahm. Doch es gibt einen Satz von La Rochefoucauld, der mir hier am Platze zu sein scheint: einen Satz, der wie ein Diamant ist, funkelt, wenn man ihn im Licht hin und her dreht: Die Kunst aller Künste und die Weisheit aller Weisheit ist es, den Preis einer jeden Sache zu kennen."
Erich Kästner

Sonntag, 20. September 2009

frühe Fahrradständer


Dem Zahn der Zeit überlassen fristen diese Fahrradständer an der Post Skalitzer Straße ihr Dasein. Sind schätzungsweise mit dem Bau von Fritz Nissle gegen Ende der Zwanziger entstanden.
Die meisten Kunden benutzen die 80 Jahre jüngeren Edelstahlbügel nebenan zum Anschließen, vielleicht aus Ehrfurcht vor den alten Eisenarbeiten, vielleicht aber auch, weil man diese trotz des Schriftzuges aus Metalllettern kaum noch wahrnimmt.

Freitag, 18. September 2009

weiterfahren


20°, blauer Himmel, keine Wolke. Zehn Minuten auf dem Fahrrad von hier bis zur Wühlischstraße, Friedrichshain. Die Sonne wärmt, der Schatten kühlt. Wind in den Ohren.
Kurz vor der Oberbaumbrücke Duft vom Burger-Brater und stickige Autoabgase. Stau. In jeder zellengroßen Kiste nur ein einzelner Gefangener. Fußgänger überholen schlendernd. Radfahrer gleiten still vorbei.
Komisch, der Streit um Tabakrauch in Kneipen.

Mittwoch, 16. September 2009

Besuch beim Skarabäus


Ein Bild vom schon erwähnten Skarabäus-Stiefelknecht im Keller bei seinen Insektenfreunden. Schummrig da unten, und klamm. Ein paar grellbunte Leuchten blenden. Dazwischen tiefer Schatten. Die Konturen von Trödelware, Insektenobjekten und Kellerwänden verschwimmen.
Hausgemachte Beschallung: Inoxkapell
Insekteum, Pflügerstr.70/71

Dienstag, 15. September 2009

Zeichnungen und Bücher

Hier ein Hinweis für Papierinteressierte:
Papieroffensiv, eine Ausstellung mit Beteiligung einiger befreundeter Künstler wird am Sonnabend, 19.9. um 19:00 Uhr, in der Brunnenstraße 64 bei oqbo eröffnet:
"Diese Ausstellung, auf 500 qm, zeitgleich zu den Kunstmessen in Berlin, wird der wachsenden Bedeutung gerecht, welche das Medium Zeichnung gerade bei jüngeren Künstlern wieder erfährt. Lebendigkeit und Experimentierfreude zeichnen diese vielfältige künstlerische Form momentan aus.(...) Zudem werden Buchverlage ihre neuesten Veröffentlichungen vorstellen." (aus dem Text der Veranstalter)

Montag, 14. September 2009

Eiscafé


Die Früchte der Baum-Hasel auf dem Pflaster, und vier oder fünf Schlitten auf dem Trockenen, als Sitzgelegenheit vor Fräulein Frost in der Friedelstraße. Eins der vielen neueren Cafés in Nord-Neukölln.

Sonntag, 13. September 2009

kleine Fische, Elefanten


Nichts ist wie es scheint. Obwohl hier von meiner Seite nur eine weitere Zubereitungsart kleiner Fische präsentiert wird, ist durchaus vorstellbar, dass ich in diesem Augenblick der politischen Dimension der bevorstehenden Bundestagswahl mehr Bedeutung beimesse, als das Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier tun. Die Kandidaten richten zur Stunde wahrscheinlich ihren Focus auf die Designaspekte ihres Auftritts, ein letztes Mal vor der Fernsehdiskussion um 20:30. Kleidung, Frisur, Gestik und Mimik. Alles muss sitzen.
Ein bocadillo de boquerones entsteht, wenn man ein Baguettebrötchen mit sauer eingelegten Sardellen belegt. Hier das Prachtexemplar aus der Vineria Carvalho, Heinrich-Roller-Straße.

Freitag, 11. September 2009

manipulierte Bleistifte und Drehbücher

Der Drehbuchautor und Regisseur Helmut Dietl (u. a. Monaco Franze, Kir Royal) schreibt seine Drehbücher am liebsten mit Bleistift. Da er jedoch lange Bleistifte nicht mag, schneidet er sie vor Gebrauch in der Mitte durch.
Das steht am Anfang eines schmissigen Artikels in der Süddeutschen Zeitung vom 5./6. September über den Skandal um die NDR-Redakteurin Doris Heinze und die Qualität des deutschen Fernsehens, den ich Euch hier per Link empfehlen wollte. Aber bis mittags war er noch nicht auf der Internetseite der Zeitung archiviert.

Mittwoch, 9. September 2009

Lieblingsfarben

Umkehrfarben © Harri Brill 2009
Menschen mit braunen Augen und dunklen Haaren bevorzugen andere Farben als helle Typen. Johannes Itten, von 1919-23 Lehrer im Vorkurs am Bauhaus, hatte sich aufs Malen bezogen, als er diese These aufstellte.
Bei meinem flüchtigen Einblick ins Malen, im Grundlagenjahr an der Kunsthochschule, fand ich die These bestätigt. Zumindest war es erstaunlich, wie unterschiedlich zehn Menschen das gleiche Motiv farblich wiedergeben.
Meine Augen sind blaugrau, meine Haare braun. In meinen gemalten Bildern konnte man sehen, dass die ganze erdige Skala von Grün und Braun nicht zu meinen Lieblingsfarben zählt.

Anders bei der Bekleidung. Hier spielen die soziale Funktion von Kleidung, sowie Klima, Geschlecht, Alter und Modefarben eine wichtige Rolle. Trotzdem wundere ich mich, dass in meiner Straßenkleidung Farben vorherrschen, die ich beim Malen oder dem Gestalten von Produkten nicht bevorzugen würde (linkes Foto).
Auf der Suche nach einer Erklärung habe ich das Foto digital farblich umgekehrt (rechtes Foto). Immerhin die kühleren meiner Lieblingsfarben kamen dabei heraus. Besonders in der oberen Hälfte des Negativ-Bildes sehe ich annähernd die Palette meiner Augenfarbe.

„Übrigens mögen vielleicht solche Materialien (…) dem denkenden Leser um so angenehmer sein, als er selbst sich nach Art und Weise ein Ganzes daraus zu bilden die Bequemlichkeit findet.“
Johann Wolfgang von Goethe, zur Farbenlehre.

Dienstag, 8. September 2009

Schöner Einsatz,


lieber KSP, aller Ehren wert. Architekt Adolf Steil macht das Rennen, denn auf diesem Bild aus der Restekiste ist glücklicherweise die Hausnummer 33 zu erkennen. Man kann auf dem Fahrrad in Berlin ja eine Menge erleben, aber die Strecke nach Spandau hätte ich für dieses Rätsel nicht zurückgelegt.
Die Pumpe ist nach meinem Gefühl ein Linkshänderexemplar. Ich hätte den Pumphebel auf die andere Seite gebaut.

Montag, 7. September 2009

Unterbrechung


Zur farblichen Entspannung vom vielen Braun hier etwas Azzurro. Während ich am nächsten Post bastele, kann KSP in Chile den Architekten der Siedlung auf dem Bild herausfinden, und K. den Ort in Berlin. Alle anderen erraten vielleicht, welches Stadtmöbel sich im Vordergrund in Orange präsentiert.

Sonntag, 6. September 2009

Stifte für die Tasche 2


Noch ein schöner Trick beim Lamy: Damit er nicht vom Tisch rollen kann, ist das Firmenzeichen nicht aufgedruckt oder eingraviert, sondern als leicht erhabener Schriftzug angebracht.

Samstag, 5. September 2009

Stifte für die Tasche


Auf der Suche nach einem Schreibstift für unterwegs habe ich diese drei angesammelt: Füller, Bleistift und Kugelschreiber.
Der Füller (oben) schreibt gut, ist aber schon etwas zu groß für die Hosentasche. Der Bleistift (Mitte) ist zusammengesteckt schön klein; leider auch zu klein und etwas instabil, wenn man die Hülle zum Schreiben auf das hintere Ende steckt. Eine stabile Verlängerung ist wichtig, damit das Schreib- oder Zeichengerät gerät nicht nur zwischen den Fingerspitzen hin und her wackelt, sondern auch noch einen weiteren Kontakt zur Hand hat, etwa bei den Fingerwurzelknochen (oder wie die heißen).
Mein Favorit ist der Kuli von Lamy (unten), den ich auch meistens dabei habe. Schon die ausgefeilte Mechanik ist zum Zungeschnalzen. (Design: Franco Clivio) Nur am Bereich, wo die Fingerspitzen ansetzen könnte er etwas benutzerfreundlicher geformt sein, aber da hatten der optische Gesamteindruck und die Fertigung wohl Vorrang. Kann ich in diesem Fall gut verstehen.
Ein Bild der Stifte im Arbeitszustand könnte jetzt nicht schaden. Kommt nach.

Mittwoch, 2. September 2009

Anchoviscreme

Anchoviscreme © Harri Brill 2009
Was hier so bedächtig vor der Küste Amrums treibt, habe ich vorgestern bei Edeka am Kottbusser Damm aus dem Regal gefischt. Nur aus Gewohnheit, und ohne Hoffnung auf Erfolg, hatte ich dort die Kühlvitrine mit der Fischfeinkost nach der Sardellenpaste abgesucht, die ein ganzes Expertenteam bisher nur bei Edeka in der Kollwitzstraße ausfindig machen konnte. Meine Gedanken zu deren Erscheinungsbild findet ihr unter dem obigen Link. Diese gelbe Tube hier wollte ich eigentlich ignorieren, da ich nicht auf der Suche nach Senf oder Remoulade war. Doch dann kehrte mein Blick wegen der Eigentümlichkeit des Schriftzuges "Anchoviscreme" wieder an die Stelle zurück. Danach erst kapierte ich den Inhalt des Wortes. Das hörte sich lecker an, und war auch noch vom Hersteller der Sardellenpaste. Der Geschmack der Anchoviscreme ist etwas gefälliger als der der rauhbeinigen Sardellenpaste, aber immernoch intensiver (ist da eine Spur von Zimt?) als bei den Pasten der Konkurrenz, die ein bisschen aufgeschäumt schmecken. Die Gestaltung der Tube sagt mir nicht zu. Schon die Farbe ist ungünstig, wie oben erwähnt. Leider wurde auch nicht auf eine Skizze der Zutaten, den sogenannten "Garniervorschlag" verzichtet. Eine Herausforderung für Kommunikationsdesigner, so eine Tube. Übrigens sagt Wikipedia: Sprotten und Sardinen gelten als verschiedene Gattungen aus der Familie der Heringe, während Sardellen eine eigene Familie in der Ordnung der Heringsartigen sind. Anchovis kommt eigentlich von spanisch anchoa für Sardelle, und die Küchensprache bezeichnet damit entweder das eingelegte Original, Sardellen, oder die Softversion mit Sprotten.
 
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