Dienstag, 29. Dezember 2015

Ex-Exchange

ex-FairExchange © Harri Brill 2015
Dem Einzug der rappelnden Rollkoffer mit Sylvester-Gästen am Handgriff begegnen diese Rollläden mit stoischem Schweigen. Für immer. Zumindest verdecken sie den Namen Fair Exchange. Mit ziemlicher Sicherheit war ich der allerletzte Kunde des Second-Hand-Buchladens in der Dieffenbachstraße, am Heiligabend dieses Jahres.
Wahrscheinlich begann die sogenannte Gentrifacation schon in den 80ern an diesem Ort. Und wahrscheinlich war, wie so oft, die vorherige Punk-ification der Anfang einer uferlosen Verteuerung kleiner Ladenimmobilien der Umgebung.
Damals war auf jeden Fall ein hingerotzter Plattenladen eine sehr willkommene Neuerung. Das waren außerdem Jungs von meinem Gymnasium, zwei Häuser links von hier, die den Plattenladen in dieser Lokalität betrieben. Musik, Bücher und Schnellimbiss scheinen auch heute noch politisch korrekter zu sein als hochwertige Kochutensilien oder fair gehandeltes Kinderspielzeug. Letztere gehen dekadenterweise über den spartanischen Revolutionsbedarf hinaus.
Irgendwann verdienen dann die jungen, vielleicht immernoch romantischen Bewohner der Gegend etwas mehr Geld, kriegen Kinder, wollen es womöglich nur ein kleines bisschen behaglicher und sauberer. Und so weiter - siehe Prenzlauer Berg.
Es war bereits recht gediegen hier, als das Fair Exchange einzog. Die Betreiberinnen sind zwei schöne, grauhaarige Frauen um die Sechzig. Viele der vielleicht immernoch romantischen Menschen hier bestellen aber inzwischen ihre Bücher, und auch ihre Musik, im Internet. Und ich vermute außerdem, die beiden schönen, grauhaarigen Frauen haben einfach genug von der Arbeit.

Samstag, 26. Dezember 2015

buone feste!

spezie © 2011 Harri Brill



Montag, 21. Dezember 2015

Platten und Karren 2

Schallplatte: Heinrich George spricht © scan: Harri Brill 2015

"Zu jung, zu fremd und zu billig", beurteilte ich letztens meine Ware bei der Vinyl-Börse etwas pauschal. Das trifft zum Beispiel auf diese Schallplatte aus meinem Angebot keineswegs zu. "Heinrich George spricht", steht auf dem Umschlag. Die Größe würde man wohl international mit 10" angeben - metrisches System hin oder her. Das wären 254 mm Durchmesser, also kleiner als eine LP, aber größer als eine Single.
Eine Besucherin bemerkte immerhin, "Das ist der Vater von Götz George!"

Eine weitere Nicht-Kundin, sozusagen die andere Frau auf der Börse, durchstöberte meine Kiste mit einer ungewöhnlichen Langsamkeit. Besonders ausführlich betrachtete sie das Cover einer Platte, das einen Turmspringer im Flug zeigt. Schwarze Druckfarbe auf silbernem Grund. Das ermutigte mich zu dem behutsamen Beginn eines potentiellen Verkaufsgesprächs. Sie fände nur das Bild so schön, sagte sie. Bei mir fiel der Groschen, aber ich beschrieb ihr trotzdem angenehm berührt andere schöne Cover dieser Band. Dann setzte sie sich auf einen Stuhl in der Nähe und wartete mit Engelsgeduld darauf, dass ihr versunkener Plattensammler-Freund sich wieder an ihre Gegenwart erinnern würde.

Samstag, 19. Dezember 2015

Spitze

Anspitzer © Harri Brill 2015
Geniales Produkt, der Taschenaschenbecher unter den Anspitzern; von Faber-Castell. Laut Experten bereits sehr beliebt bei Mode- und Designstudenten.

Dienstag, 15. Dezember 2015

Platten und Karren

Männer, die in Kisten starren © Harri Brill 2015
Was habe ich mitgenommen, von meiner ersten Verkaufserfahrung bei einer Schallplattenbörse?
Antwort: Alle Platten, die ich schon auf dem Hinweg mitschleppte, denn ich habe tatsächlich keine einzige verkauft! Außerdem noch zwei neue Platten, je eine bei meinen Nachbarständen zur Linken und zur Rechten erworben.
Erste Analyse des erstaunlichen Totalausfalls: Nach meinem Eindruck wurden auf dieser speziellen Messe  überwiegend teure und seltene Platten gesucht und gekauft, die meist aus dem Genre des Gitarrenrock stammen. Die Kunden waren außerdem eher Musiksammler als Musikhörer. Und diese Kundschaft bestand zu 90% aus Männern jenseits der 50. Mein netter Nachbar zur Linken sagte so nebenbei, er kenne vieles aus meiner Kiste gar nicht.
Kurze Zusammenfassung: Meine Platten waren für diese Messe noch zu jung, zu fremd und zu billig (mit gründlich recherchierten, stattlichen 20,-Euro im Durchschnitt!).

Eine weitere prägende Erfahrung war der Transport der schweren Vinylscheiben mit Sackkarre und öffentlichen Verkehrsmitteln.
Am U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz gibt es übrigens keinen Aufzug, wie Ihr sicher schon lange wisst, liebe Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen. Wie sagte doch einer meiner Design-Professoren, Alfred Hückler: Jeder, der auch nur eine Einkaufstüte trägt, ist schon behindert.

Samstag, 12. Dezember 2015

Neuköllner Protokoll


Feinstaubmessgerät © Harri Brill 2011





















Zum gemütlichen Klimagipfel hier ein Foto von 2011. Es zeigt das Rathaus Neukölln an der vielbefahrenen Karl-Marx-Straße, und im Vordergrund die Tentakel eines Produkts phantasievoller Ingenieurskunst.
In der Süddeutschen Zeitung vom letzten Wochenende stand ein kurzer Artikel zur Berliner Luft: Stickoxide liegen an 18 von 41 Messstationen „über dem derzeit gültigen Jahresgrenzwert“. Greenpeace sagt, übermäßiger Stickoxidgehalt der Luft könne Atemwegserkrankungen verschlimmern und „zu einem vorzeitigen Tod führen“. Die größten Verursacher seien Dieselverbrennungsmotoren.
Für den heutigen Sonnabend wird die Unterzeichnung eines Protokolls in Paris erwartet.

Quelle: Süddeutsche Zeitung, 5./6. Dezember 2015, Nr. 281

Freitag, 11. Dezember 2015

Lesen und lesen lassen

Erlanger Schloss © Harri Brill 2015


















In der produkteseinfreien Zeit hat sich die Erde weiter um die Sonne gedreht, was uns unter anderem einen sehr heißen Sommer bescherte. In der Gluthitze des Augusts gab es in Erlangen einen sehr sympathischen neuen kleinen Großneffen kennenzulernen. Das jährliche Poetenfest dort streifte ich nur -  auf dem Weg zum schattig kühlen und die matten Sinne erfischenden Stadtmuseum, das nur einige Schritte vom Schlosspark entfernt liegt. Dazu später mehr.
Zuerst eine verspätete Gratulation an Nele Brönner: Sie hat im Oktober den Serafina-Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur und der Frankfurter Buchmesse abgeräumt.
Aus dem preigekrönten Buch Die Affenfalle hatte sie vorher im August auf dem Poetenfest in Erlangen gelesen, und zwar genau zu der brütend heißen Mittagsstunde, als ich, ohne von ihrer Lesung zu wissen, nach dem Museumsbesuch in einem Restaurant nebenan mein Essen bestellte.

Montag, 7. Dezember 2015

Danke!

Erstmal vielen Dank an Anke, die mir geholfen hat, hier wieder rumfuhrwerken zu können.

Sonntag, 6. Dezember 2015

Nikolaus 2015

back in the groove!
 
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