Donnerstag, 19. Februar 2009

Stiefelgenosse



Früher habe ich auf Flohmärkten oft ein seltsames Ding aus Messing gesehen: Ein stilisierter Skarabäus, dieser Käfer mit dem Geweih, ungefähr auf 25 cm vergrößert und das Geweih als geschwungenes U geformt. Ich dachte immer, das könnte ein Utensil für den feudalen Kaminbesitzer sein. Die haben manche dubiosen und schweren Gegenstände, gerne aus Schmiedeeisen, denn sie müssen beim Umzug ihre Kisten nicht selbst schleppen.

Die Erkenntnis, dass der Käfer ein Stiefelknecht ist, machte die Sache auch nicht besser. Wozu, bei allem Respekt vor dieser explosiven gymnastischen Übung, sollte man eine Hilfe beim Ausziehen der Stiefel brauchen?
Vor kurzem kreuzte diese klappbare Variante das Revier ihrer Messing-Verwandten, den Flohmarkt. Ich nahm das gute Stück zu Forschungszewcken mit nach Hause und probierte es gleich aus. Eine Offenbarung!

Die Verwendung eines Stiefelknechts bewahrt nicht nur den gestiefelten Menschen vor Verletzungen beim Loswerden des Schuhs, sondern schont auch die Stiefel, besonders wenn man so wie ich dazu neigt, den ersten immer mit Hilfe des andern auszuziehen.
Blieb nur noch die Frage, warum ein Stiefelknecht klappbar und rot sein sollte. Aber die habe ich mir mit den feudalen Kaminbesitzern gerade selbst erklärt; siehe oben.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ein Stiefelknecht kann auch so aussehen. Kann man schlecht erkennen, aber einer hat das Bein mit dem Stiefel zwischen den Beinen und der andere schiebt, natürlich vorsichtig, mit dem anderen Fuß am Po "an". Klappte früher immer super bei den Reitstiefeln, wenn kein Stiefelknecht aus Holz in der Nähe war.

Anonym hat gesagt…

Sieht aus, als käme der Name Stiefelknecht da her.

Kai von Kröcher hat gesagt…

Es gibt sogar Heime für die. Kurz nach Ankes Blog-Post damals ist Erich Bischoff, unser letzter, ehemaliger Knecht an Altersschwäche verstorben. Der trank auch immer Wolters - allerdings nicht Pils, sondern Wolters Export. Damals noch mit Bügelverschluss. Das mussten wir Kinder ihm immer bei Manni Wilkes "Zur grünen Allee" holen. Er drücke uns ein paar Münzen in die Hand und sagte: "Und wo´s grade ist, läufste!" Das haben wir Kinder dann auch so gemacht.

Anonym hat gesagt…

"Und wo´s grade ist, läufste!" Was hat dieser Satz von Erich Bischoff zu bedeuten?

Anonym hat gesagt…

Ich sage es heißt: Immer geradeaus, oder auch geradezu.

Anonym hat gesagt…

Genau. Wo´s grade ist - das Gegenteil von Kurve. Gerade aus. Wo man um die Ecke muss, geht man, ansonsten rennt man. Ich glaub, er hat sich da immer einen gefeixt, dass wir das tatsächlich so befolgt haben. Das ging über Generationen so. Mein (älterer) Bruder zitierte das nochmal aus Anlass von Erichs Tod, und ich hatte den Spruch auch noch ganz deutlich im Ohr.

Anonym hat gesagt…

Kai ist schon wach? Na dann, ab durch die Mitte! (Auch so'n Schnack)

Kai von Kröcher hat gesagt…

Wie Wolf letztens schon fest stellte: Kai schläft nicht viel. Oder nicht oft. Oder nicht lange. Ein aufgewecktes Kerlchen also.

 
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