Brille © Harri Brill 2012Wie bloß hatte sie diesen kleinen Brilli oder Strasssplitter auf der Haut über ihrem Dekolletté fixiert? Frau P. trägt ihr Herz am rechten Fleck, das war sofort klar.
"Die bleibt schön da oben!", mahnte sie am Anfang der Prozedur beim Optiker, als ich mit meiner neuen Brille verschiedene Positionen auf dem Nasenrücken ausprobierte.
Eine sehr unterhaltsame und amüsante Stunde später waren meine Augen und das Gestell für die Fertigung der Gläser vermessen und in Einklang gebracht.
Knappe zwei Wochen später konnte ich die fertige Brille abholen. Frau P.s beinahe ebenso freundliche Kollegin lächelte zum Abschied mit einem funkelnden Steinchen auf ihrem linken Schneidezahn.
Aber eigentlich wollte ich von Acetat erzählen. "Acetat Naturprodukt" steht auf einem der Bügel. Ein Kunststoff aus Baumwolle und Essigsäure. Material für textile Gewebe, einst Ersatzprodukt für Celluloid und insgesamt ein thermoplastischer Kunststoff mit besonderen Eigenschaften. Gemessen am Herstellungsprozess von Acetat ist Benzin allerdings ein natürlicheres Produkt.
KSPs und mein gemeinsamer Berufsschulkollege Arne G. wanderte kurz vor der Mauerbeseitigung von Berlin nach Australien aus und fertigte dort Schmuck aus dem Celluloid alter Füller. Könnte aber auch schon
Acetat gewesen sein.